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Paty, David und Enkeltochter

Paty, David und Enkeltochter

In meinem Hotel wird für einen Spanisch-Kurs geworben. Nun habe ich zwar wenig Hoffnung, noch einigermaßen vernünftig Spanisch lernen zu können, schon gar nicht in fünf Tagen. Aber vielleicht reicht es für ein paar mehr Sätze. Wenn ich ehrlich bin, reizt mich der Homestay, der auf Wunsch mit angeboten wird, dabei am meisten. Ich belege also in der Spanisch-Schule „ El Portal“ einen 5-Tage-Kurs mit Homestay, die nächsten sechs Tage werde ich bei einer Familie in Xela (kurz für Quetzaltenango) wohnen.

Die Familie
Senor Herrero holt mich mit seinem Auto von der Schule ab. Das Fahrzeug ist – na ja, schon etwas älter aber es ist als Taxi registriert. Das Haus der Familie liegt 10 Minuten zu Fuß vom Parque entfernt. Die Hausfrau Patricia, genannt Paty, erwartet uns schon mit dem Essen. Man merkt sofort, dass die beiden gewöhnt sind, mit solchen wie mir umzugehen. Die Verständigung ist schwer aber wiederum ist es auch kein Problem. Ich werde erst einmal beäugt, Paty hat Angst, dass es mir nicht schmeckt. Aber es schmeckt mir. Ich beziehe mein Zimmer und schaue mich etwas um. David arbeitet als Taxifahrer aber in seinem Fahrzeug werden wohl nicht nur Passagiere befördert. Ich vermute, dass er Transporte von und zu den Märkten der Umgebung oder für kleine Firmen unternimmt, denn morgens ist er sehr selten zu Hause. Tagsüber und abends ist er schon mal da aber nicht regelmäßig. Paty hat mit dem Haus, mit Waschen und Kochen zu tun. Außer mir sind noch ein paar „Untermieter“ da. Einer, um die 30, hat einen britischen Pass und lernt hier schon seit fünf Monaten Spanisch, demzufolge spricht er die Sprache schon ganz gut. Er arbeitet für eine Londoner Anwaltskanzlei mit Außenstelle in Madrid und soll mal irgendwann in Spanien tätig werden. Ich bekomme ihn nur manchmal zu den Malzeiten zu Gesicht, er ist meistens unterwegs, was auch immer er dort tut. Aber ein paar Sachen kann er mir mal übersetzen. Außerdem wohnt dort gelegentlich noch ein junges Mädchen, vielleicht 15 Jahre alt, am Wochenende ist sie nicht da. Wenn sie da ist, geht sie ziemlich früh in Schulkleidung aus dem Haus. Die jüngste der drei erwachsenen Töchter der Familie hat hier ebenfalls ein Zimmer. Sie arbeitet in einem Kontor, muss zur gleichen Zeit wie ich aus dem Haus gehen und blockiert früh regelmäßig das Bad. Die anderen beiden Mädels sind schon ausgezogen, vielleicht stehen deshalb so viele Zimmer zur Verfügung. Eine der Töchter lebt mit ihrer Familie in Guatemala-City, die zweite ist ebenfalls verheiratet und wohnt mit Mann und Kind hier in der Nähe. Die Enkeltocher Yosy (von Yoselin) – eine liebe, kleine Zehnjährige – kommt zum Essen und Fernsehen vorbei. Sie ist unglaublich zutraulich und umarmt mich sofort. Paty muss insgesamt sechs Personen, manchmal auch mehr, dreimal täglich und zu verschiedenen Zeiten beköstigen. Da die Küche ziemlich klein ist, speist die Familie nie zusammen. Ich vermute, dass die Vermietung mehr einbringt, als das Taxi. Zur Familie gehören noch vier Wellensittiche, eine Taube und zwei Hühner.

Das Haus
Das Haus steht in einer geneigten Straßenzeile, dadurch liegen die vorderen Zimmer ca. 50 cm höher als die hinteren. Weil die Fußböden der Zimmer eben sein müssen gibt es innerhalb der Wohnung zwei Stufen von je 25 cm Höhe. Die Grundfläche des Hauses ist von einer Giebelkonstruktion mit Wellblechdach abgedeckt aber an einer Seite offen. Es sind viele kleine Zimmer vorhanden die unter dem Hausdach noch einmal separate Decken haben. Damit alle Zimmer Tageslicht erhalten, gibt es etwas in der Mitte des Hauses einen kleinen Lichthof. Hier stehen ein paar Pflanzen und es wird Wäsche getrocknet. Die Küche hat ein Oberlicht, sonst wäre sie völlig dunkel. Von der Straße kommt man in den Flur, der sich durch das ganze Haus zieht und an den Enden nach außen offen ist. Die kleine Toilette hat warmes Wasser. Damit die alte Wasserversorgung nicht total umgebaut werden muss, gibt es hier Duschköpfe mit eingebauter Heizpatrone. Das warme Duschen funktioniert aber gut – im Gegensatz zu den meisten Hotels in der Stadt. Ein richtiges Wohnzimmer hat die Familie nicht, ersatzweise wird der Flur genutzt. Hier stehen Couch, Sessel, eine Art Wohnzimmerschrank mit Musikanlage und ein kleiner Fernseher. Da der Flur ja offen ist, sitzt man quasi immer draußen. Dann ist noch das Schlafzimmer da, mit dem Bett, ein paar Schränken, Stühlen, anderem Hausrat und einem zweiten Fernseher. Es ist meistens kalt im Haus, die Wärme, die tagsüber über den Lichthof eindringt, reicht nicht, um die Zimmer aufzuwärmen. Aber die Familie ist daran gewöhnt. Eine Heizung gibt es nicht. Aber sonst ist alles da, auch eine Waschmaschine sowie Kühl- und Gefrierschrank und viel Nebengelass. Ich halte das Haus vergleichsweise für luxuriös, nicht nur wegen des heißen Duschwassers.

Das Essen
Es gibt grundsätzlich landestypische Gerichte mit Reis, gedünstetem oder rohem Gemüse, Tortillas und Tamales, Brot und Elotes. Elotes sind Maiskolben und Tamales sind im Blatt gedünstete Maismehlstückchen. Erstaunlich oft gibt es Fleisch, vor allem Hühnchen. Und alles in kleinen Mengen. Die Varianten sind vielfältig, Paty ist erfinderisch. Manchmal gibt es auch ein Süppchen. Immer sind Bohnen und selbst hergestellte, scharfe Soßen dabei. Als Würze werden sehr oft Limonen verwendet. Obst wird nicht so viel gegessen. Zum Frühstück gibt es Eiergerichte, Pfannkuchen, Hafer- und Maisflocken und immer wieder Bohnen. Ich fühle mich gut versorgt. Die täglichen Bohnen erzielen bei mir genau die Wirkung die man ihnen immer nachsagt. Zu trinken gibt es Kaffee, Wasser oder Säfte, nie wird Alkohol getrunken. Niemals werden Esswaren weggeworfen, alles wird verarbeitet. In Guatemala weiß man noch den Wert von Nahrungsmitteln zu schätzen.

Und hier ist das Rezept vom guatemaltekischen Nationalgericht: Pepian

http://www.thegringochapin.com/2010/12/pepian-de-pollo-3.html

#032 Homestay, Quetzaltenango, GT – http://goo.gl/maps/fQemx

 

1 Kommentar auf “Homestay, Xela, GT – 23.02.2013 – 28.02.2013”

  1. Biene sagt:

    Hi, sieht ja voll lecker aus? Ist denn auch vom spanisch etwas hängen geblieben?

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