Feed auf
Postings
Kommentare
Es sind die Mangos!

Es sind die Mangos!

So ganz stimmt die Überschrift nicht, lange habe ich nichts geschrieben, inzwischen bin ich in Nikaragua. Deshalb schließt dieser Bericht bereits Erfahrungen aus Honduras und Nikaragua mit ein.Die Spanisch-Schule in Xela arbeitet als Non-profit-Organisation, Nach Abzug aller Unkosten gehen die verbleibenden Mittel als Unterstützung an die Schulen der K’iche’-Maya, also an den armen Teil der örtlichen Bevölkerung. Auch meine Homestay-Gastgeber hatten in ihrem Wohnzimmerflur immer einmal Pakete mit Unterrichtsmaterial zu stehen, die dann irgendwann ausgeliefert wurden. Die Schulen in Guatemala müssen zu einem Teil von den Eltern bezahlt werden, so kommt es, dass viele Kinder nicht oder nicht regelmäßig zur Schule gehen. Einiges wird von privaten Organisationen getragen. Später erfahre ich, dass in Nikaragua die Schulen bis zu den Universitäten für die Schüler und Studenten kostenfrei sind. Ein Überbleibsel der Sandinisten aus den 80ern?
Mein persönlicher Lehrer im „El Portal“ ist Jesue, in Englisch Joshua, wie er betont. Er ist 27 Jahre alt und ziemlich traurig, weil er keine Freundin hat. Er arbeitet viel und spart auf ein Motorrad, dann ist es mit den Mädels leichter – meint er. Die jungen Männer heiraten in Guatemala spätestens mit 22 oder 23 Jahren. Er fühlt sich schon viel zu alt. Die Mädchen bekommen schon ihr erstes Kind im Alter von 14 oder 15 Jahren. Dann wird geheiratet und es geht „Schlag auf Schlag“. Drei bis vier Kinder sind Durchschnitt. Soweit ich das in Spanisch mit Jesue bereden kann, tun wir das. Der Rest – das ist das Meiste – erfolgt in Englisch. Er muss für sich ungefähr 2000 Quetzales (rd. 200 EUR) erwirtschaften, damit er seinen Verpflichtungen nachkommen kann. Wenn er mal ein Motorrad hat, wird er mehr brauchen. Wenn genug Aufträge sind, arbeitet er 12 oder 15 Stunden am Tag – einiges passiert Online. Er macht zu den Feiertagen – also vor allem zu Ostern und Weihnachten oder wenn zu wenig Kursteilnehmer da sind – insgesamt etwa 14 Tage Urlaub, da fährt er an den Lake Atitlan, trinkt Bier und schaut Fußball.

Überhaupt ist Fußball in Lateinamerika der Aufreger. Die jungen Kerle rennen hier mit den Trikots ihrer Lieblingsspieler herum, Messi ist am häufigsten vertreten. Sie kennen ganz genau die Tabellenstände der europäischen Vereine und die einzelnen Spieler – ich müsste googeln, wenn ich wissen wollte, wer im letzten Jahr Deutscher Meister war. München war’s wohl nicht. Das Spiel (en vivo) Real Madrid gegen Barce war der Straßenfeger, in allen Kneipen und den Wohnzimmern dudelte der Fernseher und wenn ein Tor fiel, hatte man in der Stadt die gleiche Geräuschkulisse wie im Stadion. Zwischen Honduras und El Salvador ist ja deshalb sogar mal Krieg geführt worden (da gab’s aber noch andere Probleme als Fußball!). Von den vielen Kabel-TV-Kanälen senden mindestens 10 rund um die Uhr Sport – meistens Fußball, Basketball, American football und Baseball.

Jesue glaubt an Gott, ist aber nicht katholisch, sondern ein Evangelist. Das hat aber nichts mit den europäischen Protestanten zu tun. Demzufolge war es ihm ziemlich egal, wer der neue Papst wird. Er hoffte nur, dass es ein Südamerikaner wird, weil der die örtlichen Verhältnisse besser kennt. Es gibt viel zu tun in Sachen Frauenrechte und Geburtenkontrolle. Seine Hoffnung auf einen südamerikanischen Papst sollte sich erfüllen.

Die Leute hier sind generell freundlich und hilfsbereit – zu Ausländern aber auch untereinander. Wer ein Lächeln verschenkt, bekommt es garantiert zurück. Es gehört zum guten Ton, ein Mobiltelefon zu besitzen. Die hohe Kriminalität ist eine Frage der massiven sozialen Probleme und Gegensätze.

In der Mitte und am Ende des Monats werden Gehälter gezahlt, dann bilden sich vor den örtlichen – und damit preiswerteren – Banken lange Schlangen. Die Menschen stehen manchmal stundenlang, um an ihr Geld zu kommen. Zu diesen Zeiten sind dann auch mehr Taschendiebe unterwegs als gewöhnlich.

Vor allem die Frauen – jüngere und ältere – aber auch viele Männer sind ziemlich rundlich, um nicht zu sagen: dick. Da der Wohlstand nun doch nicht so groß ist, habe ich das bisher auf das kalorienreiche Maismehl und zu wenig Bewegung geschoben. Ein Bild in meinem Hotelzimmer belehrt mich eines Besseren: es liegt an den Mangos.

Meine letzten Tage in Guatemala habe ich in Monterrico an der Pazifik-Küste und in Antigua verbracht. Antigua war mir nicht neu aber als Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Honduras bestens geeignet. Monterrico ist ein verschlafener Badeort – es ist nicht weiter los als Sonne und Strand. Von hier gab es nicht viel zu berichten. Nach etlichem Überlegen habe ich mich entschlossen, auf den schicken Chicken bus nach El Salvador zu verzichten und von Antigua aus nach Copan in Honduras zu fahren.

#033 – Eine kleine Nachlese

Kommentar abgeben