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Merida ist die Kulturhauptstadt der Halbinsel Yucatan. Von hier aus mache ich eine Tagestour nach Uxmal. Außerdem besuche ich einige schöne Museen und Ausstellungen.

Wie immer ist das Zentrum der Stadt die Plaza mit der Kathedrale. Da die Straßen gitterartig angeordnet sind, kann man sich nicht ernsthaft verlaufen. Die Straßennamen sind einfallsreich durchnumeriert, von Nord nach Süd haben sie gerade Nummern, von Ost nach West sind sie ungerade. Adressenangaben sind demzufolge so: „Die Sacred Waters Reiseagentur befindet sich in der 53. Straße zwischen der 58. und 60. Straße“.

Überall sind für mich die Märkte faszinierend. Also natürlich nicht diejenigen, die ständig alternativlos mit Milliarden von Steuergeldern beruhigt werden müssen, sondern die, auf denen Leute aus der Umgebung ihre Waren anbieten. Der „Mercado Muncipal“ von Merida ist ein schöner großer, teilweise überdachter Marktplatz, um den herum sich noch die „fliegenden Straßenhändler“ gruppieren. Außerdem werden alle möglichen Dienstleistungen angeboten – vom Elektriker über den Scherenschleifer und diverse Imbiss-Buden und Restaurants bis zum Friseur. Ein Besuch lohnt sich vor allen in den Vormittagsstunden.

#024 Merida, MX – http://goo.gl/maps/2l2ep

Palenque - Templo de las Inscriptiones

Palenque – Templo de las Inscriptiones

Einer der Höhepunkte für Mexikobesucher ist die Besichtigung der legendären Maya-Stätten. Die Orte sind architektonisch sehr unterschiedlich, je nachdem, ob sie im Hochland oder im Tiefland erbaut worden sind und wie der weitere geschichtliche Verlauf nach dem Untergang der Maya-Kultur vonstatten gegangen ist. Aber alles ist von der Struktur her auch wieder sehr ähnlich. Wieder einmal gibt Wikipedia einen ganz guten Überblick, auch zum zeitlichen Verlauf. Erstaunlich gut waren die astronomischen und mathematischen Kenntnisse der Gelehrten.http://de.wikipedia.org/wiki/Maya

Ein gutes Beispiel für die Architektur der Maya und damit der bedeutendste Ort mitten im Dschungel – aber immer noch auf einer Höhe von 900 m ü.M. – ist Palenque. Auf dem Gelände befindet sich außerdem ein sehenswertes Museum. Yaxchilan ist besonders reizvoll, weil sich der Ort mitten im Dschungel befindet und nur per Boot zu erreichen ist. Von Palenque aus fährt man ca. 2 Stunden mit dem Auto und dann noch 40 Minuten mit dem Boot auf dem Grenzfluss zu Guatemala. Trotzdem sind noch genug Touristen anzutreffen. Wer sich die schön restaurierten Wandmalereien der Maya ansehen möchte, muss noch in Bonampak Station machen.

Im Tiefland von Yucatan gibt es unzählige kleine und große Maya-Stätten. Ich habe Uxmal, Chichen Itza und Ek Balam besucht. Da es hier auch schon vor 2000 Jahren Probleme mit der Wasserversorgung gab, wurde an den genannten Stätten vor allem der Regengott Chak angebetet. Das veränderte auch die Architektur wesentlich. Chichen Itza ist die am besten restaurierte Stätte der Yucatan-Maya. Leider kann man die Pyramiden nicht mehr besteigen. Auf dem Gelände kann man eine heilige Cenote besichtigen. Cenoten sind natürlich entstandene Kalksteinlöcher, die mit Wasser gefüllt sind. Dazu aber später mehr.

http://www.mexiko-lexikon.de/mexiko/index.php?title=Cenote

Ek Balam ist eine kleine aber sehr schöne Tempelanlage, die man von Valladolid aus bequem erreichen kann. Von hier aus kann man zu Fuß die Cenote X’Canchè besuchen. Es lohnt sich, Badebekleidung mitzubringen.

In allen Anlagen hat das Pelote Ballspiel sowohl eine religiöse als auch eine gesellschaftliche Rolle gespielt.

#023 – Palenque – http://goo.gl/maps/wlWFG
#023 – Uxmal – http://goo.gl/maps/K507C
#023 – Chichen Itza – http://goo.gl/maps/rQkWh
#023 – Ek Balam –http://goo.gl/maps/01tgD

Von San Cristobal aus komme ich doch noch in den Canon del Sumidero. Am Ende der Schlucht wurde von vielen Jahren ein Kraftwerk errichtet, der Fluss wurde hierzu angestaut. Im Laufe der Zeit hat sich eine Biosphäre mit einer großen Vielfalt entwickelt, dort leben heute neben Reihern und Kormoranen auch Seevögel wie Möwen und Pelikane aber auch Alligatoren. Und in den Bäumen kann man mit etwas Glück den Affen zuschauen. Per Bus geht es nach Cahuarè. Ins Canon fährt man von dort mit dem Boot bis zur Staumauer und dem Kraftwerk und zurück. Die Schlucht ist nicht besonders breit, meistens nur 100 bis 200 m, was die Sache besonders interessant macht, denn die Felsen zu beiden Seiten erheben sich bis zu 800 m über dem Wasserspiegel. Die Bootsfahrt dauert zwei Stunden, die Eindrücke sind gewaltig und werden von den Fotos nicht annähernd wiedergegeben. Zwar ist alles sehr touristisch aber es ist trotzdem eine lohnenswerte Fahrt in wunderbarer Natur.

#022 Canon del Sumidero, MX – http://goo.gl/maps/5PWyK

Von San Cristobal de las Casas fahre ich nach Chamula, es sind nur 10 km. Innerhalb von einer Viertelstunde kommt man in einer völlig anderen Welt an. Hier lebt die Volksgruppe der Tzotzil. Diese Menschen sind sehr scheu und mögen es nicht besonders, fotografiert zu werden. Sie haben nach Ankunft der Spanier wenigstens teilweise den Missionaren der Katholischen Kirche widerstanden, ihre alten Bräuche weiter gepflegt und eine eigene Religiosität entwickelt. Die Kirche des Ortes hat mindestens von innen wenig mit der christlichen Religion zu tun, hier werden Rituale vollzogen, die aus der Zeit der Maya stammen. Sie ist völlig anders ausgestattet und es herrscht striktes Fotografierverbot. Eine kurze aber lesenswerte Beschreibung ist hier zu finden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Chamula

Wenn man die Kirche betritt, fallen sofort die Piniennadeln auf dem Fußboden auf. Sie symbolisieren die Trennung zwischen Himmel und Erde. Das Kreuz der Maya hat eine völlig andere Symbolik als das christliche, die Ecken stellen nämlich die Elemente Himmel, Erde, Feuer und Wasser dar. Überall brennen Wachskerzen – das sind die Tortillas für die Götter. Die katholischen Heiligen, die immer noch dort sind, sind mit traditionellen Trachten der Volksgruppe bekleidet. Die Tzotzil sehen diese als ihre Vorfahren an und beten zu ihnen. Sie gehen in die Kirche um Kraft, d.h. Energie, zu schöpfen. Deshalb wird in der Kirche gegessen und getrunken, auch mal ein Selbstgebrannter. Fast alle Zeremonien finden auf dem Fußboden statt. Und ein paar Hühner sind auch dabei (siehe wiki).

Es ist Sonntag, vor der Kirche ist Markt. Hier darf vorsichtig fotografiert werden. Ich kaufe für wenig Geld einige Dinge, wie z.B. eine bunte Stoffgiraffe und Ähnliches, die ich später wieder verschenke. Meistens darf ich dann ein Foto machen. Ich fotografiere viel aber nur jedes 10. Bild scheint mir gelungen zu sein.

#021 San Juan Chamula – http://goo.gl/maps/Lfe8Y

Auf dem Markt für Süßigkeiten

Auf dem Markt für Süßigkeiten

Nur eine Autostunde von Tuxtla entfernt liegt eine der schönsten Städte Mexikos – San Cristobal de las Casas. Das Stadtzentrum ist relativ klein, man kann alles gut zu Fuß erreichen. Hier sind natürlich jede Menge Touristen anzutreffen, auch solche in abgerissenen Klamotten, mit Zottelhaaren und Gitarre unter dem Arm, meistens aus Nordamerika oder Europa. Das soll kein Werturteil sein, mit manchen von ihnen kann man sich richtig nett unterhalten. Sie sitzen dann in den Fußgängerzonen in den Kneipen und auf den Märkten und gehen irgendwelchen kleinen Beschäftigungen und Geschäften nach, um ihr Leben zu finanzieren. In der City sind auffällig viele Indigenious, hier die Tzotzils und Tzeltal, anzutreffen, um ihre Souvenirs zu verkaufen. Sie sind sofort an der bunten Kleidung zu erkennen, die kleinen Kinder werden von ihren Müttern auf dem Rücken getragen. Die Frauen tragen oft schwarze Wollröcke. Im Bundesstaat Chiapas sind rund 25 % der Einwohner von indigener Herkunft mit eigener Sprache und Kultur. Entsprechend groß sind die sozialen Probleme, es ist schwer Arbeit zu finden, schlechte medizinische Betreuung, nicht jedes Kind geht regelmäßig zur Schule, die Liste ist lang bis hin zum Rassismus. Chiapas ist auch der Ursprung sozialer Bewegungen, Die bekanntesten sind die Zapatisten. Der Name kommt von Emiliano Zapata, dem legendären Bauerngeneral aus der Zeit der mexikanischen Revolution um 1908. Das Internet ist voll davon. Hierzu ein paar Bilder: http://www.google.de/search?q=zapatisten

Es gibt aber auch andere Bewegungen, allen geht es um Gleichberechtigung für die indigene Bevölkerung, alle wollen den neoliberalen Kapitalismus bekämpfen – und alle sind irgendwie miteinander zerstritten.

In San Cristobal bleibe ich vier Tage und mache von hier aus verschiedene Touren in die Umgebung.

#020 San Cristobal de las Casas – http://goo.gl/maps/3LI8a

Der Nachtbus bringt mich von Oaxaca nach Tuxtla-Gutierrez, der Hauptstadt des Bundesstaates Chiapas. Ich bin also früh am Morgen dort und nehme ein Hotel in der Nähe der Kathedrale. Wenn es den Wettbewerb „Mexiko sucht die hässlichste Plaza“ geben würde, wäre Tuxtla ein Anwärter auf Rang 1. Ein betonierter Platz so groß wie vier Fußballfelder, nahezu kein Baum, kein Strauch, keine Bank, nichts. Die Kathedrale ist aus dem gleichen Holz, Verzeihung Beton, geschnitzt und steht der Plaza – eigentlich „Plaza Civica“ – an Hässlichkeit von außen und innen in nichts nach. Jede volle Stunde läuft dort am Glockenturm, gesteuert von einer Uhr, die 10 Minuten nachgeht, eine kitschige Parade der 12 Apostel ab. Ich versuche eine Tour zum Canon del Sumidero zu buchen, es wäre möglich, wenn ich für 5 Teilnehmer bezahle – weil ich der einzige Interessent bin. Ich lehne dankend ab. Wenn ich nicht schon meine Übernachtung bezahlt hätte, wäre ich sofort weitergefahren. Die Stadt ist so untouristisch, dass sie schon wieder touristisch ist. Ein italienischer Zirkus ist in der Stadt zu Gast, hat vor der Kathedrale seine Tiere abgestellt und blockiert damit zwei der vier Fahrbahnen. Die Zirkusveranstaltung wird den ganzen Tag lautstark beworben, hierzu wird ein Dromedar auf einem Pick-up bis in den späten Abend hinein durchs Zentrum gefahren. Die Karte kostet 30 Pesos (1,80 EUR). Mindestens die Kinder sind begeistert. Der Geräuschpegel in der Stadt – mal abgesehen vom Zirkus – ist fürchterlich hoch. Auf der Hauptstraße, der Avenida Central, hat jeder zweite Laden eine eigene Musikanlage in Betrieb und versucht damit, die Aufmerksamkeit der Kunden zu erregen. Irgendwann komme ich zum Jardin de la Marimba und dem „Museo de la Marimba“. Der Garten mit Bäumen, Sträuchern, Bänken und einer kleinen Musikhalle ist ein kleines, grünes Herz in der Innenstadt. Die Marimba ist ein Musikinstrument, ein Xylophon aber viel größer als die, die ich bisher kannte. In dem kleinen (aber feinen) Marimba-Museum sind die verschiedensten Instrumente ausgestellt und viele schöne, alte Fotos werden gezeigt. Vier ältere Herren spielen mir auf zwei Instrumenten etwas vor, sie machen das mit viel Begeisterung und ganz professionell. Im Museum erfahre ich, dass am Abend im „Jardin“ Musik gemacht wird. Gegen 19.00 Uhr bin ich wieder hier und traue meinen Augen und Ohren nicht. Der kleine Garten ist mit Leuten gefüllt, man hat zusätzliche Stühle aufgestellt, sie sind auch alle besetzt. Die Musik spielt, zwei Marimbas sind auch dabei und die Leute, groß und kleine, junge und alte, tanzen auf den freien Flächen. Ich verbringe dort mindestens zwei Stunden ohne dass es langweilig wird.

#019 Tuxtla-Gutierrez, MX – http://goo.gl/maps/Q1zow

 

Der Árbol del Tule, deutsch Baum von Tule, ist ein etwa 1200–3000 Jahre altes Baumexemplar der Art Mexikanische Sumpfzypresse. Mit einem Stammdurchmesser von 14,05 Metern ist er der dickste Baum der Welt.

Der Árbol del Tule, deutsch Baum von Tule, ist ein etwa 1200–3000 Jahre altes Baumexemplar der Art Mexikanische Sumpfzypresse. Mit einem Stammdurchmesser von 14,05 Metern ist er der dickste Baum der Welt.

Von Oaxaca aus mache ich eine Tour im Minivan. Diesmal sind drei Pärchen, alle Anfang bis Mitte Zwanzig, aus verschiedenen Gegenden Mexikos mit von der Partie. Zuerst geht es wegen eines Baumes – der einzigen Attraktion des Ortes – nach El Tule. Diese Mexikanische Sumpfzypresse ist wirklich riesig. Die Kirche, die daneben steht, wirkt winzig. Das DER DA OBEN das mit sich machen lässt ist merkwürdig. Über Größe und Umfang des Teils streiten sich die Gelehrten obwohl es einfach nachzuprüfen wäre. Hier die wichtigsten Daten von der Rückseite der Eintrittskarte:
Name: Taxodium Mucronatum,
Alter: mehr als 2000 Jahre,
Höhe: 42 Meter
Durchmesser: 14,05 Meter

Obwohl wir gerade seit 45 Minuten unterwegs sind, müssen die jungen Menschen erst einmal was essen. Man stopft sich mit Potato-Chips und Coca-Cola voll. Als die Fahrt weitergeht, fallen drei sofort in einen Tiefschlaf, einer hackt auf seinem iPhone rum und auf der Rückbank in der letzten Reihe wird intensiv geknutscht.

Irgendwann hält das Fahrzeug an einer Schnaps-Fabrik. Hier wird der Mezcal de Oro, der Goldmezcal (100% Agave) destilliert. Ich erinnere mich dunkel, dass ich das auf meiner Reise schon einmal hatte. Irgendetwas mit ’nem Pferd war auch dabei. Das Verfahren ist ganz ähnlich, der Unterschied zwischen Mezcal und Tequila ist gering. Für den Mezcal werden verschiedene Agavensorten verwendet und die Herstellung des „Mostes“, des Ausgangsproduktes, unterscheidet sich geringfügig.

http://de.wikipedia.org/wiki/Mezcal
http://de.wikipedia.org/wiki/Tequila

Es ist 10.00 Uhr vormittags, um diese Tageszeit trinkt man eigentlich nur im Notfall. Dieser Fall ist nun eingetreten – es geht an die Verkostung. Es gibt fünf Sorten, jede schmeckt etwas anders aber Unterschiede zum Tequila schmecke ich nicht heraus – da fehlt vielleicht der Vergleich. Bei einer Sorte ist in der Flasche eine 5 cm lange Made, die ist besonders lecker, also nicht die Made aber die Sorte. Und zum Mezcal gibt’s anstelle von Salz ein Chilli-Salz-Gemisch. Die jungen Leute halten sich mehr an die Liköre – und kaufen! Damit hatte ich nun nicht gerechnet aber Geld spielt offensichtlich keine Rolle.

Im Verkaufsraum der Destille lächelt Papa Juan Pablo gütig von der Wand. Obwohl schon 2005 verstorben, wird der tote Pole überall in Mexiko verehrt, er hängt heute noch in Läden, in Taxis, manchmal sieht man ihn auch in Wohnungen und in Kirchen. Nicht so unser Benedicto. Ich möchte wirklich wissen, was der den Mexikaner getan hat, dass sie ihn einfach ignorieren.

Weiter geht die Fahrt nach Teotitlan zu den Webern der bunten Textilien und Teppiche und nach Mitla, einer Grab- und Gebetsstätte der Mixtecos. Die Mixtecos waren neben den Zapotecos die zweite größere Volksgruppe, die in der Gegend um Oaxaca gelebt hat.

Höhepunkt der Tour aber ist Hierve el Agua, übersetzt etwa „ kochendes Wasser “. Irgendwann war es sicher einmal eine heiße Quelle, nun ist das Wasser aber eher kühl. Einige Leute gehen baden. Die im Wasser enthaltenen Mineralien haben eine Gesteinsablagerung geformt, die wie ein versteinerter Wasserfall aussieht. Mein Reiseführer beschreibt das als Outdoor-Stalaktit. Von 2.200m Höhe aus hat man eine wunderbare Aussicht. Auch die Vegetation ist fotogen.

#018 El Tule, Teotitlan del Valle, Mitla, Hierve el Agua – http://goo.gl/maps/GjCmV

Nur ein paar Kilometer entfernt von Oaxaca befindet sich die einstige Hauptstadt des Reiches der Zapotecos. Sie war bewohnt von 500 B.C bis 1200 A.D.  Der Charme des Ortes besteht darin, dass die Stadt auf einem Hügel inmitten eines Tales errichtet wurde. Dadurch hat man von oben einen wunderbaren 360-Grad-Blick auf die Umgebung. Offensichtlich hatten die Menschen vor 2500 Jahren auch schon ein Gefühl für’s Schöne aber natürlich hatte die Lage auch eine strategische Bedeutung. Ein kleines aber interessantes Museum befindet sich am Eingang zu den Tempeln.

Umfangreiche Informationen findet man hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Alb%C3%A1n

#017 Monte Alban – http://goo.gl/maps/36P4U

Vor dem Absprung

Vor dem Absprung

Der Neujahrstag bringt mich von 2.000 Höhenmetern nach Acapulco auf Meeresspiegelhöhe. Es ist plötzlich richtig warm, seit langer Zeit kann ich mal wieder kurze Hosen anziehen. Die Plaza in der Altstadt hat einen liederlichen Charme, ist voll mit entspannten Leuten, die Atmosphäre ist urlaubsmäßig perfekt und das Essen ist gut. Der erste Abend vergeht schnell. Ich bleibe lange in der Stadt, mein Hotel ist nicht von der Art, dass man sich dort lange aufhalten könnte. Es ist nur etwas zum Schlafen. Hergefahren bin ich eigentlich nur wegen Aca’s größter Attraktion,  den legendären „Cliff-Springern“. Da ich ganz in der Nähe wohne, kann ich am nächsten Vormittag zum Ort des Geschehens laufen. Die Springer machen vier Vorstellungen täglich, sind also auch ein bisschen Schauspieler. Zuerst stellen sie sich dem Publikum vor und lassen sich bewundern. Die jungen Mädchen und auch ältere Damen lassen sich mit ihnen fotografieren. Dann schwimmen sie durch die kleine Bucht und klettern am gegenüberliegenden Felsen hoch. Von nun an ist es nur noch Show. Oben auf dem Felsen ist eine kleine Grotte, wahrscheinlich ist eine Marien-Figur drin. Da holt sich jeder vor seinem Sprung noch schnell mentalen Beistand. Wenn alle angekündigten Boote angekommen sind geht es los. Einer nach dem anderen springt aus einer Höhe von ca. 35m ins Wasser. Wer einmal auf einem 10m-Turm in einer Schwimmhalle gestanden hat, kann ungefähr ermessen, was das bedeutet. Mut und vor allem Körperbeherrschung brauchen sie schon. Zwei von ihnen machen einen Synchron-Sprung. Dann ist die Party vorbei, schnell geht der Trinkgeldbeutel herum und dann ist für zwei Stunden Pause. Die letzte Veranstaltung findet abends mit Kunstlicht statt.

Am Nachmittag unternehme ich eine dreistündige Bootsfahrt. Leider ist die Sicht schlecht geworden, es ist dunstig, dafür ist es aber nicht so warm. Die Fahrt ist trotzdem ganz nett, alles läuft ab wie üblich: da wird erklärt, welchen Schauspielern oder Sängern die Häuser gehören, an denen man vorbeifährt und wie viel sie gekostet haben. Die Leute fotografieren emsig. Von den meisten Schaustellern kenne ich nicht mal die Namen. Für meine Begriffe gibt es schönere Gegenden, wo man leben könnte aber jeder sieht das anders und Acapulco hat einen großen Namen. Ein paar junge Leute schwärmen von der Silvesterparty am Strand.

Am nächsten Morgen fahre ich für zwei weitere Strandtage nach Puerto Escondido.

#016 Acapulco – http://goo.gl/maps/2QAPO

Der Eingang zur Höhle

Der Eingang zur Höhle

Zu Silvester mache ich von Taxco aus eine Tagestour zum Parque Nacional Grutas de Cacahuamilpa. Hauptattraktion ist das 1,2 km lange Höhlensystem mit Kammern bis zu 80m Höhe und allem, was sonst noch so zu einer Höhle gehört, also natürlich diese Dinger, die von unten nach oben wachsen und umgekehrt. Ähnliches habe ich recht oft gesehen aber es ist immer wieder eindrucksvoll. Die Führung ist ausschließlich in Spanisch, was aber nicht stört. Die geologischen Einzelheiten hätte ich so und so gleich wieder vergessen.

Wer schon einmal im Park ist, sollte auch zum Rio Dos Bocas, dem Fluss mit den zwei Mündern, herunter laufen. Ein kleines Stück wilder Landschaft im Tal. Hier werden Touren mit dem Schlauchboot angeboten, ein „white water rafting“ im Kleinformat. Einer der Bootsleute erzählt mir, dass er seit 13 Jahren im Sommer zur Ernte von Kohl und anderem Gemüse nach Tacoma / Washington fährt. Ich frage ihn nach der „green card“, er sagt, er braucht nichts weiter als ein Visum. (ha,ha) Der Patron in Tacoma, ein Italiener, bezahlt Hungerlöhne aber er bekommt immer noch siebenmal mehr für die gleiche Arbeit als in Mexiko. Irgendwo anders hatte ich es schon mal, dass ganz offen über Schwarzarbeit geredet wurde. Offiziell leben 12 Millionen Mexikaner in den USA, hierzu gibt es aber sehr unterschiedliche Angaben. Noch mal 2,5 – 3 Millionen illegale Einwanderer kommen dazu.

Gegen 17.00 Uhr bin ich zurück in Taxco, ich gehe sofort etwas Nahrung fassen, denn ab 18.00 Uhr ist alles geschlossen. Man geht nach Hause, isst und trinkt gut und verbringt den Jahreswechsel mit der Familie. Die Familie hat eine große Bedeutung in Mexiko, was mir überall aufgefallen ist – Kinder dürfen alles… wirklich alles. Die Plaza ist nicht verwaist aber doch recht leer – die Touristen, die hier kein zu Hause haben, bevölkern die wenigen offenen Restaurants. Aber die Mariachis, die Straßenmusiker, sind noch aktiv.

Ich lande irgendwann in Bertha’s Bar für einen Drink. Bertha existiert hier nur noch als Foto an der Wand, jetzt steht Miguel hinter dem Tresen. Wie es sich für einen Barmann gehört, offeriert er mir den Drink des Hauses: Eis, Limettensaft, Honig, Tequila und Mineralwasser. Miguel ist großzügig mit dem Tequila, der Drink schmeckt ausgezeichnet. Er ist etwa um die 50, erklärt mir, dass die Bar um 21.00 Uhr schließt, schließlich will er ja mit seiner Familie den Jahreswechsel feiern. Ich sitze noch etwas und beobachte, was die Mexikaner so trinken. Beliebtester Drink ist Eis mit Mineralwasser, ein Schuss Maggi-Würze, ein Schuss Tabasco, ein Schuss Worcester-Sauce und etwas Limettensaft. Gut vermischt wird es dann mit Bier aufgefüllt. Ich probiere es lieber nicht und genehmige mir noch einen „Bertha’s“, so heißt mein Gemisch. Mit der Zeit lerne ich Miguels Kumpels kennen, die alle auf einen Drink vorbeikommen und ihm ein „feliz año” wünschen. Dann folgen Handschlag, Faust an Faust, Umarmung mit Schulterklopfen und ab geht’s nach Hause. Da ich der Einzige mit am Tresen bin, bin ich bei jeder Umarmung mit dabei. Guter alter Brauch unter Männern. Pünktlich um 21.00 Uhr werden die Stühle hochgestellt, wir umarmen uns nochmal und ich sitze wieder auf der Plaza. Damit ist für mich die Party vorbei, ich gehe in mein Hotel und lese im Internet, wieviele Feuerwehreinsätze in der Silvesternacht in Berlin waren. Hochinteressant. Kurz vor Mitternacht laufe ich nochmal auf die Plaza, aber ich bin fast der Einzige. Geböllert wird nur irgendwo ganz weit weg.

#015 Grutas de Cacahuamilpa – http://goo.gl/maps/8VVe3

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