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Der Fußballer sitzt rechts

Der Fußballer sitzt rechts

Copan ist der Ort in Honduras mit den meisten Touristen. Sie kommen wegen der Maya-Ruinen aber auch sonst ist das Städtchen ganz nett. Die Ruinen von Copan sind einfach zu Fuß vom Stadtzentrum aus zu erreichen und vor allem wegen ihrer Skulpturen berühmt. Gleich am Eingang zu den Anlagen sind einige Folieren, wo die wunderschönen, bunten Macaw-Aras gefüttert werden. Die Papageien sind hier aufgezogen worden und man versucht, sie auszuwildern. Es sind fast alles Jungtiere, die noch einige Zeit gefüttert werden müssen. Sie drehen in Gruppen ihre Runden über den Tempelanlagen. Bei den Mayas waren die Vögel heilig, wer einen Papagei getötet hatte, wurde selber mit dem Tode bestraft.Ganz in der Nähe von Copan ist ein Vogelschutzgebiet, ein Park, in dem verletzte Tiere gepflegt und Jungtiere aufgezogen werden. Es gibt dort alle möglichen Papageiensorten aber auch Eulen und Tucane. Einige werden in Käfigen gehalten, andere fliegen frei herum. Ausgewildert werden sie alle irgendwann. Wieder andere sind so an den Menschen gewöhnt, dass sie in der Anlage bleiben müssen. Viele können sprechen oder täuschend echt z.B. Kinderlachen imitieren. Ein kleiner, grüner Papagei ruft ständig: „goal, goal, goal, goal, goal“. Angeblich war sein ehemaliger Besitzer Fußball-Fan und sein Käfig hat neben dem Fernseher gestanden.

Von Copan aus fahre ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Santa Rosa de Copan und Gracias. Hier findet man kaum Touristen, man ist im eigentlichen Honduras. An beiden Orten verbringe ich ein paar Tage. Von Gracias aus mache ich eine Landpartie und kann unterwegs eine Töpferei und eine kleine Zuckerfabrik besuchen. So wie es bei uns Sparschweine gibt, gibt es in Honduras Spargürteltiere.

Die Weiterreise mit den örtlichen Verkehrsmitteln ist anstrengend. Der Bus bringt mich nach Comayagüela, einem Stadtteil von Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras. Laut Reiseführer soll man sich hier nicht aufhalten – es ist bei Tag und Nacht zu gefährlich. Mit einem Taxi fahre ich zum Hotel Boston in der Altstadt. Eine dicke Frau um die 50 zeigt mir ein Zimmer im 1. Stock. Nie habe ich jemanden so langsam Treppen steigen sehen. Ich frage nach dem Preis und sie antwortet: „Trescientos setenta y cinco“ – soll heißen 375 Lempiras. Das Zimmer und die Toilette sind soweit sauber, das Bett ist in Ordnung aber Internet gibt’s nicht, ich frage nach einem Preisnachlass. Sie antwortet: 375. Dann frage ich, ob der Kaffee im Preis eingeschlossen ist. Antwort: 375. Gibt es einen Schlüssel für die Haustür? 375! Und wo ist der Parque Central oder die Kathedrale? 375! Endlich nicke ich und sie überreicht mir den Zimmerschlüssel. Dann fragt sie, wie viele Nächte ich bleibe. Ohne lange zu überlegen antworte ich: „Trescientos setenta y cinco“. Nun muss sie doch lachen und ich auch.

Am nächsten Morgen ist eine andere Frau an der Rezeption, sie geht mit dem Preis sofort auf 300 Lempiras pro Nacht herunter, das sind rund 12 EUR. Kaffee und Kekse sind im Zimmerpreis enthalten. Ich bezahle sofort meine beiden Nächte.

Bisher waren die Hotels nirgends so preiswert und so gut wie in Honduras. In Copan und Gracias  waren noch Dachterrassen mit Hängematte und Küchennutzung und ein wunderbarer Blick in die Landschaft dabei. Nur mit dem Internet wollte es nicht klappen. War dann schon mal eine gute Verbindung da, war der Strom weg.

Zwei Tage lang wandere ich durch die Altstadt von Tegucigalpa und die Stadtteile Comayagüela und Palmira. Comayagüela ist ein riesiger Marktplatz und Palmira ist das etwas bessere Viertel. Abseits der Hauptstraßen ist es nicht immer einfach sich zurechtzufinden, denn die Straßen sind nicht beschildert. Man muss sich an Kirchen und Plätzen und an dem völlig verschmutzten Fluss, der durch die Stadt fließt oder an den Bergen der Umgebung orientieren. Die Häuser der Stadt sind größtenteils renovierungsbedürftig aber alles hat seinen eigenen Charme. Wie in den meisten Erdbebengebieten laufen die Elektrokabel und die entsprechenden Verteilungen oberirdisch.  Zu jeder Tageszeit ist die Altstadt rund um den Parque Central und die Kathedrale voll mit Menschen. In der Nähe sind auf der Flaniermeile auch alle internationalen und nationalen Fastfood-Ketten angesiedelt. In der Kathedrale ruhe mich etwas aus und beobachte, wie fünf Arbeiter versuchen, ein Bild vom neuen Papst aufzuhängen. Es wird viel diskutiert und dauert seine Zeit. Auf einem anderen Platz informieren die Bauern von Honduras über die Untaten der Milizen der Latifundistas und sammeln Geld. Hier haben Vertreibungen und Gewalttaten stattgefunden. Wieder woanders werden kostenfrei  Blutdruck und Cholesterin-Gehalt gemessen, hier bilden sich lange Schlangen. Überall auf der Plaza wird Musik gemacht, wenn man sich günstig positioniert, kann man drei Veranstaltungen gleichzeitig verfolgen. Hinzu kommen die Wanderprediger mit ihren Lautsprechern. Die Stadt ist fürchterlich laut und quirlig. Es gibt ziemlich viele Bettler. Obwohl Tegucigalpa ja so ein „heißes Pflaster“ ist, habe ich mich zu keiner Zeit verunsichert gefühlt oder bin irgendwie bedrängt worden.

#034 Honduras – http://goo.gl/maps/DEg0p
#034 Copan, HN – http://goo.gl/maps/XpQGt

Es sind die Mangos!

Es sind die Mangos!

So ganz stimmt die Überschrift nicht, lange habe ich nichts geschrieben, inzwischen bin ich in Nikaragua. Deshalb schließt dieser Bericht bereits Erfahrungen aus Honduras und Nikaragua mit ein.Die Spanisch-Schule in Xela arbeitet als Non-profit-Organisation, Nach Abzug aller Unkosten gehen die verbleibenden Mittel als Unterstützung an die Schulen der K’iche’-Maya, also an den armen Teil der örtlichen Bevölkerung. Auch meine Homestay-Gastgeber hatten in ihrem Wohnzimmerflur immer einmal Pakete mit Unterrichtsmaterial zu stehen, die dann irgendwann ausgeliefert wurden. Die Schulen in Guatemala müssen zu einem Teil von den Eltern bezahlt werden, so kommt es, dass viele Kinder nicht oder nicht regelmäßig zur Schule gehen. Einiges wird von privaten Organisationen getragen. Später erfahre ich, dass in Nikaragua die Schulen bis zu den Universitäten für die Schüler und Studenten kostenfrei sind. Ein Überbleibsel der Sandinisten aus den 80ern?
Mein persönlicher Lehrer im „El Portal“ ist Jesue, in Englisch Joshua, wie er betont. Er ist 27 Jahre alt und ziemlich traurig, weil er keine Freundin hat. Er arbeitet viel und spart auf ein Motorrad, dann ist es mit den Mädels leichter – meint er. Die jungen Männer heiraten in Guatemala spätestens mit 22 oder 23 Jahren. Er fühlt sich schon viel zu alt. Die Mädchen bekommen schon ihr erstes Kind im Alter von 14 oder 15 Jahren. Dann wird geheiratet und es geht „Schlag auf Schlag“. Drei bis vier Kinder sind Durchschnitt. Soweit ich das in Spanisch mit Jesue bereden kann, tun wir das. Der Rest – das ist das Meiste – erfolgt in Englisch. Er muss für sich ungefähr 2000 Quetzales (rd. 200 EUR) erwirtschaften, damit er seinen Verpflichtungen nachkommen kann. Wenn er mal ein Motorrad hat, wird er mehr brauchen. Wenn genug Aufträge sind, arbeitet er 12 oder 15 Stunden am Tag – einiges passiert Online. Er macht zu den Feiertagen – also vor allem zu Ostern und Weihnachten oder wenn zu wenig Kursteilnehmer da sind – insgesamt etwa 14 Tage Urlaub, da fährt er an den Lake Atitlan, trinkt Bier und schaut Fußball.

Überhaupt ist Fußball in Lateinamerika der Aufreger. Die jungen Kerle rennen hier mit den Trikots ihrer Lieblingsspieler herum, Messi ist am häufigsten vertreten. Sie kennen ganz genau die Tabellenstände der europäischen Vereine und die einzelnen Spieler – ich müsste googeln, wenn ich wissen wollte, wer im letzten Jahr Deutscher Meister war. München war’s wohl nicht. Das Spiel (en vivo) Real Madrid gegen Barce war der Straßenfeger, in allen Kneipen und den Wohnzimmern dudelte der Fernseher und wenn ein Tor fiel, hatte man in der Stadt die gleiche Geräuschkulisse wie im Stadion. Zwischen Honduras und El Salvador ist ja deshalb sogar mal Krieg geführt worden (da gab’s aber noch andere Probleme als Fußball!). Von den vielen Kabel-TV-Kanälen senden mindestens 10 rund um die Uhr Sport – meistens Fußball, Basketball, American football und Baseball.

Jesue glaubt an Gott, ist aber nicht katholisch, sondern ein Evangelist. Das hat aber nichts mit den europäischen Protestanten zu tun. Demzufolge war es ihm ziemlich egal, wer der neue Papst wird. Er hoffte nur, dass es ein Südamerikaner wird, weil der die örtlichen Verhältnisse besser kennt. Es gibt viel zu tun in Sachen Frauenrechte und Geburtenkontrolle. Seine Hoffnung auf einen südamerikanischen Papst sollte sich erfüllen.

Die Leute hier sind generell freundlich und hilfsbereit – zu Ausländern aber auch untereinander. Wer ein Lächeln verschenkt, bekommt es garantiert zurück. Es gehört zum guten Ton, ein Mobiltelefon zu besitzen. Die hohe Kriminalität ist eine Frage der massiven sozialen Probleme und Gegensätze.

In der Mitte und am Ende des Monats werden Gehälter gezahlt, dann bilden sich vor den örtlichen – und damit preiswerteren – Banken lange Schlangen. Die Menschen stehen manchmal stundenlang, um an ihr Geld zu kommen. Zu diesen Zeiten sind dann auch mehr Taschendiebe unterwegs als gewöhnlich.

Vor allem die Frauen – jüngere und ältere – aber auch viele Männer sind ziemlich rundlich, um nicht zu sagen: dick. Da der Wohlstand nun doch nicht so groß ist, habe ich das bisher auf das kalorienreiche Maismehl und zu wenig Bewegung geschoben. Ein Bild in meinem Hotelzimmer belehrt mich eines Besseren: es liegt an den Mangos.

Meine letzten Tage in Guatemala habe ich in Monterrico an der Pazifik-Küste und in Antigua verbracht. Antigua war mir nicht neu aber als Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Honduras bestens geeignet. Monterrico ist ein verschlafener Badeort – es ist nicht weiter los als Sonne und Strand. Von hier gab es nicht viel zu berichten. Nach etlichem Überlegen habe ich mich entschlossen, auf den schicken Chicken bus nach El Salvador zu verzichten und von Antigua aus nach Copan in Honduras zu fahren.

#033 – Eine kleine Nachlese

Paty, David und Enkeltochter

Paty, David und Enkeltochter

In meinem Hotel wird für einen Spanisch-Kurs geworben. Nun habe ich zwar wenig Hoffnung, noch einigermaßen vernünftig Spanisch lernen zu können, schon gar nicht in fünf Tagen. Aber vielleicht reicht es für ein paar mehr Sätze. Wenn ich ehrlich bin, reizt mich der Homestay, der auf Wunsch mit angeboten wird, dabei am meisten. Ich belege also in der Spanisch-Schule „ El Portal“ einen 5-Tage-Kurs mit Homestay, die nächsten sechs Tage werde ich bei einer Familie in Xela (kurz für Quetzaltenango) wohnen.

Die Familie
Senor Herrero holt mich mit seinem Auto von der Schule ab. Das Fahrzeug ist – na ja, schon etwas älter aber es ist als Taxi registriert. Das Haus der Familie liegt 10 Minuten zu Fuß vom Parque entfernt. Die Hausfrau Patricia, genannt Paty, erwartet uns schon mit dem Essen. Man merkt sofort, dass die beiden gewöhnt sind, mit solchen wie mir umzugehen. Die Verständigung ist schwer aber wiederum ist es auch kein Problem. Ich werde erst einmal beäugt, Paty hat Angst, dass es mir nicht schmeckt. Aber es schmeckt mir. Ich beziehe mein Zimmer und schaue mich etwas um. David arbeitet als Taxifahrer aber in seinem Fahrzeug werden wohl nicht nur Passagiere befördert. Ich vermute, dass er Transporte von und zu den Märkten der Umgebung oder für kleine Firmen unternimmt, denn morgens ist er sehr selten zu Hause. Tagsüber und abends ist er schon mal da aber nicht regelmäßig. Paty hat mit dem Haus, mit Waschen und Kochen zu tun. Außer mir sind noch ein paar „Untermieter“ da. Einer, um die 30, hat einen britischen Pass und lernt hier schon seit fünf Monaten Spanisch, demzufolge spricht er die Sprache schon ganz gut. Er arbeitet für eine Londoner Anwaltskanzlei mit Außenstelle in Madrid und soll mal irgendwann in Spanien tätig werden. Ich bekomme ihn nur manchmal zu den Malzeiten zu Gesicht, er ist meistens unterwegs, was auch immer er dort tut. Aber ein paar Sachen kann er mir mal übersetzen. Außerdem wohnt dort gelegentlich noch ein junges Mädchen, vielleicht 15 Jahre alt, am Wochenende ist sie nicht da. Wenn sie da ist, geht sie ziemlich früh in Schulkleidung aus dem Haus. Die jüngste der drei erwachsenen Töchter der Familie hat hier ebenfalls ein Zimmer. Sie arbeitet in einem Kontor, muss zur gleichen Zeit wie ich aus dem Haus gehen und blockiert früh regelmäßig das Bad. Die anderen beiden Mädels sind schon ausgezogen, vielleicht stehen deshalb so viele Zimmer zur Verfügung. Eine der Töchter lebt mit ihrer Familie in Guatemala-City, die zweite ist ebenfalls verheiratet und wohnt mit Mann und Kind hier in der Nähe. Die Enkeltocher Yosy (von Yoselin) – eine liebe, kleine Zehnjährige – kommt zum Essen und Fernsehen vorbei. Sie ist unglaublich zutraulich und umarmt mich sofort. Paty muss insgesamt sechs Personen, manchmal auch mehr, dreimal täglich und zu verschiedenen Zeiten beköstigen. Da die Küche ziemlich klein ist, speist die Familie nie zusammen. Ich vermute, dass die Vermietung mehr einbringt, als das Taxi. Zur Familie gehören noch vier Wellensittiche, eine Taube und zwei Hühner.

Das Haus
Das Haus steht in einer geneigten Straßenzeile, dadurch liegen die vorderen Zimmer ca. 50 cm höher als die hinteren. Weil die Fußböden der Zimmer eben sein müssen gibt es innerhalb der Wohnung zwei Stufen von je 25 cm Höhe. Die Grundfläche des Hauses ist von einer Giebelkonstruktion mit Wellblechdach abgedeckt aber an einer Seite offen. Es sind viele kleine Zimmer vorhanden die unter dem Hausdach noch einmal separate Decken haben. Damit alle Zimmer Tageslicht erhalten, gibt es etwas in der Mitte des Hauses einen kleinen Lichthof. Hier stehen ein paar Pflanzen und es wird Wäsche getrocknet. Die Küche hat ein Oberlicht, sonst wäre sie völlig dunkel. Von der Straße kommt man in den Flur, der sich durch das ganze Haus zieht und an den Enden nach außen offen ist. Die kleine Toilette hat warmes Wasser. Damit die alte Wasserversorgung nicht total umgebaut werden muss, gibt es hier Duschköpfe mit eingebauter Heizpatrone. Das warme Duschen funktioniert aber gut – im Gegensatz zu den meisten Hotels in der Stadt. Ein richtiges Wohnzimmer hat die Familie nicht, ersatzweise wird der Flur genutzt. Hier stehen Couch, Sessel, eine Art Wohnzimmerschrank mit Musikanlage und ein kleiner Fernseher. Da der Flur ja offen ist, sitzt man quasi immer draußen. Dann ist noch das Schlafzimmer da, mit dem Bett, ein paar Schränken, Stühlen, anderem Hausrat und einem zweiten Fernseher. Es ist meistens kalt im Haus, die Wärme, die tagsüber über den Lichthof eindringt, reicht nicht, um die Zimmer aufzuwärmen. Aber die Familie ist daran gewöhnt. Eine Heizung gibt es nicht. Aber sonst ist alles da, auch eine Waschmaschine sowie Kühl- und Gefrierschrank und viel Nebengelass. Ich halte das Haus vergleichsweise für luxuriös, nicht nur wegen des heißen Duschwassers.

Das Essen
Es gibt grundsätzlich landestypische Gerichte mit Reis, gedünstetem oder rohem Gemüse, Tortillas und Tamales, Brot und Elotes. Elotes sind Maiskolben und Tamales sind im Blatt gedünstete Maismehlstückchen. Erstaunlich oft gibt es Fleisch, vor allem Hühnchen. Und alles in kleinen Mengen. Die Varianten sind vielfältig, Paty ist erfinderisch. Manchmal gibt es auch ein Süppchen. Immer sind Bohnen und selbst hergestellte, scharfe Soßen dabei. Als Würze werden sehr oft Limonen verwendet. Obst wird nicht so viel gegessen. Zum Frühstück gibt es Eiergerichte, Pfannkuchen, Hafer- und Maisflocken und immer wieder Bohnen. Ich fühle mich gut versorgt. Die täglichen Bohnen erzielen bei mir genau die Wirkung die man ihnen immer nachsagt. Zu trinken gibt es Kaffee, Wasser oder Säfte, nie wird Alkohol getrunken. Niemals werden Esswaren weggeworfen, alles wird verarbeitet. In Guatemala weiß man noch den Wert von Nahrungsmitteln zu schätzen.

Und hier ist das Rezept vom guatemaltekischen Nationalgericht: Pepian

http://www.thegringochapin.com/2010/12/pepian-de-pollo-3.html

#032 Homestay, Quetzaltenango, GT – http://goo.gl/maps/fQemx

 

Wochenend-Markt vor der Kathedrale

Wochenend-Markt vor der Kathedrale

Im Bus von Panajachel nach Quetzaltenango treffe ich eine junge Frau aus Polen. Sie arbeitet für eine Nicht-Regierungs-organisation als Schwangerschaftsberaterin und gibt Kurse in Geburtshilfe. Dafür ist sie ständig zwischen Antigua im Hochland von Guatemala und San Cristobal de las Casas in Chiapas/Mexiko unterwegs. Das Gebiet, das sie betreuen muss, ist riesig. Sie erzählt einiges über ihre Arbeit, über die Säuglingssterblichkeit, die Ausbildung des Personals und allgemein über die Gesundheitsversorgung vor allem in den Gebieten der indigenen Bevölkerung. Aber sie fühlt sich gut dabei, in Polen war sie schon seit vier Jahren nicht mehr. Quetzaltenango (auch Xela genannt) hat 160.000 Einwohner, ist also eine richtig große Stadt und liegt auf 2.300 m Höhe. Entsprechend kühl ist es in den Abendstunden und nachts. Die Anzahl der Touristen, die es hierhin verschlägt, ist nicht allzu groß. Wieder einmal bin ich im wirklichen Guatemala. Die zentrale Plaza heißt hier „Parque Centro America“ oder kurz „Parque“. Der erste Stadtbummel bringt mich natürlich auf den Mercado la Democracia, den Markt. Das ist ein ganzes Stadtviertel, hier tobt das Leben. In der Gegend in der Nähe der City gibt es noch viele kleinere Plazas aber das gesellschaftliche Leben spielt sich rund um den Parque ab.

In der Kathedrale ist viel Betrieb, jeden Freitag finden in den sechs Wochen vor Ostern Prozessionen statt. Da ziehen die Heiligen auf Tragbaren in eine andere Kirche um und die Gläubigen haben Zeit und Gelegenheit, in ihrer Kirche zu beten und auch eine Kleinigkeit für wohltätige Zwecke zu Spenden. Die „semana santa“, die Woche vor Ostern, ist das wichtigste christliche Fest in Lateinamerika. Wichtiger als Weihnachten. Der Parque ist voll von Menschen, die die Prozession verfolgen. Am südlichen Ende des Parque haben sich unzählige Händler vor allem mit Imbiss-Ständen eingefunden und bieten ihre Leckereien an. Vieles koste ich, die Preise sind dem Geldbeutel der Einheimischen angepasst, ich muss manchmal etwas mehr bezahlen. Da nicht viele Touristen in der Stadt sind, hält sich die Zahl der Andenkenverkäufer in Grenzen.

Am nördlichen Ende der Plaza hat die Universität der Stadt eine Bühne aufgebaut. Heute haben die Studenten hier irgendetwas zu feiern. Ich erkundige mich, wann die Veranstaltung losgeht und bin um 20.00 Uhr wieder zur Stelle. Da laufen schon die heißen Rhythmen, auf der Bühne wird Salsa getanzt. Ein paar hundert Leute schauen zu. Bei Musik und Tanz gibt es keine Pausen, die Stimmung unter den Zuschauern ist locker. Dann beginnt ein Feuerwerk, die Raketen und Böller werden aus der Menge abgeschossen. Die Knallerei dauert einige Minuten, dazu ertönt immer noch Musik und ein Sprecher hält eine kurze Rede. Ich ärgere mich etwas, dass ich meinen Fotoapparat zu Hause gelassen habe. Dann wird die Bühne von einer Gruppe schwarz vermummter Gestalten mit Kapuzen übernommen. Die Veranstaltung kippt ins Politische. Die Studenten verlesen ihre Forderungen. Soweit ich einzelne Worte verstehen kann, geht es gegen Polizei, Militär und Korruption. Auf der Bühne werden Parolen skandiert, etwa ein Drittel der Zuschauer strecken ihre geballten Fäuste in die Höhe. Es ertönen Sprechchöre. Auch der Rest der Zuschauer hört zu und geht nicht weg. Inzwischen ist es 21.30 Uhr, ich gehe doch lieber zurück in mein Hotel. Aber die Befürchtungen waren umsonst, keine Straßenschlachten mit der Polizei, alles bleibt ruhig, am nächsten Morgen wird die Bühne abgebaut.

#031 Quetzaltenango, GT – http://goo.gl/maps/EyrWV

Die Mayas glauben, dass der Ursprung des Menschen im Mais liegt

Die Mayas glauben, dass der Ursprung des Menschen im Mais liegt

In den Highlands Guatemalas liegt auf rund 1.600 Metern ü.M. in malerischer Umgebung der Lago de Atitlàn. Ich bleibe in Panajachel an der Nordseite des Sees. Vom Ufer aus hat man einen traumhaften Blick auf die drei großen Vulkane auf der Südseite. Rund um den See ist die Küste steil, mehrere kleine Ortschaften sind Ziele für Boots- oder Wandertouren. Auch hier blüht das Geschäft der „locals“ mit Reiseandenken. Vor allem die bunten Stoffe sind eindrucksvoll. Pana selbst ist klein und ziemlich touristisch. Eigentlich gibt es nur zwei Hauptstraßen, die sich irgendwo kreuzen. Der Rest des Ortes ist eher normal guatemaltekisch – aber auch ganz interessant. Ich frage mich, wer in alle die vorhandenen Restaurants gehen soll, das Überangebot ist riesig. Vor allem am Wochenende ist viel Betrieb, denn dann kommen die Wochenendler aus der nahen Hauptstadt und aus Antigua. Scheinbar gibt es in Guatemala doch so etwas wie einen Mittelstand. Das ändert nichts daran, dass die meisten Gaststätten trotz moderater Preise nahezu leer sind.

Ich mache ein paar Wanderungen und eine Bootsfahrt rund um den See mit Stopp in San Marcos, San Juan, San Pedro und Santiago Atitlán. Die Orte rund umd den See sind nach den 12 Aposteln benannt. Von San Pedro aus nehme ich ein Tuc-Tuc zu einem Aussichtspunkt, es lohnt sich. Die Wanderungen sind nicht so umwerfend, weil man eine Asphaltstraße entlangläuft und es ziemlich staubig und auch heiß ist. Für die Rückwege nehme ich für 3 Quetzales einen Pick-up. Man braucht nur an der Straße zu winken und das Fahrzeug hält. Der Quetzal ist ein kleiner, bunter und ziemlich seltener Vogel. Früher wurde hier mit Schwanzfedern des Quetzal bezahlt, der Name für die Währung hat sich bis heute erhalten. 10 Quetzales sind zurzeit 1 Euro. Ein einigermaßen nettes Hotelzimmer kostet zwischen 60 und 150 Quetzales, ein Essen bekommt man ab 30 Quetzales.

Am Sonntag ist Markttag in Chichicastenango. Per Minibus reisen hunderte Touris an, natürlich bin ich auch dabei. Obwohl vom Reiseführer und von allen möglichen Agenturen empfohlen, ist das aus meiner Sicht nicht das große Highlight. Die Innenstadt, d.h. die Plaza und viele Straßen darüber hinaus sind völlig zugebaut mit Marktständen. Die Preise sind hoch aber die Leute kaufen. Insgesamt ist in Chichi viermal in der Woche Markt. Wer die Möglichkeit hat, am Freitagvormittag den Markt von Sololá zu besuchen, ist besser beraten. Sololá ist nur 8 km von Pana entfernt und ist eher ein Markt für Einheimische als ein Touristenmarkt, also viel interessanter.

In Panajachel wohne ich in einem kleinen, gemütlichen Zimmer im ersten Stock von Mario’s Rooms. Vor meinem Fenster steht ein Tisch mit zwei Stühlen, hier kann ich abends noch draußen sitzen und lesen oder einfach nur in die Gegend schauen. Aber abends und nachts ist es manchmal empfindlich kalt. Das Hotel wird rund um die Uhr von Maria und Florinda besorgt, die beiden jungen Frauen müssen hier alles machen, Rezeption, Zimmerreinigung, Wäsche waschen, Blumen gießen, Außenreinigung, eben alles was so dazu gehört. Ich habe in fünf Tagen nie erlebt, dass sie einmal Freizeit hatten. Ich mache mit ihnen meine Späßchen, obwohl die Verständigung schwer ist. Die beiden müssen schon immer lachen, wenn sie mich nur kommen sehen. Hier im Hotel lerne ich Günter aus der Nähe von Reutlingen kennen. Er ist ein Diplom-Psychologe und hat eine starke spirituelle Ader sowie religiös (aber nur teilweise christlich) geprägte Ansichten. Es ist interessant, sich mit ihm zu unterhalten. Erstaunlicherweise treffen sich im Endergebnis unsere Meinungen und Einschätzungen zu allen möglichen Dingen, obwohl wir auf sehr unterschiedlichen Wegen dorthin gelangt sind.

#030 Lago de Atitlàn, GT – http://goo.gl/maps/FeM49

Coban - Im Rathaus auf Arbeitssuche

Coban – Im Rathaus auf Arbeitssuche

Coban, gelegen im Alta Verapaz, ist eine typische guatemaltekische Stadt. Hin und wieder verirrt sich auch mal ein Tourist hierher,  entweder, weil der vom Busfahren genug hat oder weil er die Stadt als Ausgangspunkt für Touren in die Umgebung nutzen möchte. Am Tag ist Coban ein Riesenmarkt, Fotomotive sind hier sehr vielfältig. Leider mögen es vor allem die Frauen nicht besonders, fotografiert zu werden. Die Preise für Hotels und Verpflegung sind moderat und man kann hier schon ein paar Tage verbringen, ohne dass es langweilig wird. Ich habe eine Kaffeeplantage und den örtlichen Orchideen-Garten besucht. Beides ist sehenswert. Coban hat 67.000 Einwohner.Antigua, die ehemalige Hauptstadt Guatemalas, stellt sich dagegen touristisch und international dar. Die Stadt hat zurzeit 58.000 Einwohner und ist in der Vergangenheit oft von Erdbeben und Vulkanausbrüchen heimgesucht worden. Deshalb wurde die Hauptstadt auch verlegt. Der koloniale Baustil und die farbigen Hausfassaden erinnern mich etwas an San Cristobal de las Casas in Mexiko. Wenn man durch die Durchgänge und Portale der meist eingeschossigen Häuser tritt, findet man sich oft in einer grünen Oase wieder. Viele dieser Innenhöfe sind so gestaltet worden. Hier haben sich Hotels und Restaurants aber auch Privatwohnungen angesiedelt. Die Preise in den Gaststätten der City haben europäisches Niveau. Ich musste zwei Stunden suchen, um eine Bleibe zu finden, wo Preis und Leistung einigermaßen stimmen. Das absolute Zentrum der Stadt ist die Plaza mit der Kathedrale. Hier gelingt mir der bisher beste Schnappschuss dieser  Reise – ich nenne das Bild „Foto-Shooting“.  Eine sehr schöne Museumsanlage, die gleichzeitig auch ein Hotel ist, ist die „Casa Santo Domingo“.

Als Ausgangspunkt für Fahrten in die Umgebung ist Antigua bestens geeignet. Die Stadt hat drei größere Vulkane in unmittelbarer Umgebung. Ich melde mich für eine Tour zum Vulkan Pacaya an. Außer mir sind noch 12 andere Leute dabei. Man fährt 1 ½ Stunden mit dem Bus, dann läuft man etwa 4 km auf einem Weg aus Vulkanschlacke bergauf. Irgendwann erreicht man über die Lavafelder den Punkt, wo der Kegel beim letzten Ausbruch kollabiert ist. Hier ist Endstation obwohl bis zum Kraterrand noch ca. 250 Höhenmeter zu überwinden wären. Aber der Weg ist gesperrt, es ist zu gefährlich. Man ist mitten im Lavafeld, überall dampft es und man kann an einer Felsspalte Marshmallows grillen. Die hat der Guide extra mitgeschleppt. Als wir den Rückweg antreten wird es schon dunkel, entsprechend anstrengend wird die Wanderung, obwohl es bergab geht.

#029 Coban, GT – http://goo.gl/maps/LwJD7
#029 Antigua, GT – http://goo.gl/maps/57Znr

Blick von oben auf die Kalksteinbrücke

Blick von oben auf die Kalksteinbrücke

Die 250 km von Flores nach Coban bewältigt der Bus in vier Stunden. Dann steigen ein paar Leute aus und nach einer Pause geht es weiter auf die zweite Teilstrecke über 67 km nach Semuc Champey. Ein Teil dieser Straße ist ziemlich schlecht und ziemlich steil, als wir Lanquin erreichen, dämmert es schon. Die restlichen 10 km fährt der Fahrer nicht mehr. Einige wollen unbedingt noch nach Semuc, dort stehen im Hostal El Portal aber nur „dorms“ – also Schlafsäle – für sechs Personen zur Verfügung. Das sollen mal die jungen Menschen machen, ich bleibe in Lanquin, einem schönen Bergdorf mitten im Alto Verapaz auf ca. 1.500 m Höhe. Am nächsten Morgen geht’s auf der Ladefläche eines Pick-up die letzten Kilometer nach Semuc. Die Straße wird noch schlechter und manchmal geht es richtig steil bergauf. Die Fahrt durch eine wunderschöne grüne Landschaft dauert ca. 45 Minuten und ist alles andere als langweilig. Am Ende des Weges befindet sich das traumhaft gelegene Hostal El Portal, mitten im Grünen und gleich daneben ist der Eingang zum Nationalpark.

Hier beginnt die kurze Wanderung (1,2 km / 300 Höhenmeter) auf den Mirador, den Aussichtspunkt, von dem aus man die 300 m lange, natürliche Kalksteinbrücke gut übersehen kann. Der größte Teil des Wassers des Rio Cahabon passiert diese Brücke unterirdisch – Semuc Champey heißt auf Maya etwa: „dort wo das Wasser verschwindet“. Der Rest bildet auf der Brücke mehrere Pools und kleine Wasserfälle, in denen man gut baden kann – die Attraktion der Gegend. Der Guide vom Hostal führt die Gruppe nun von Pool zu Pool, teilweise muss man springen oder man kann rutschen. Weil der Untergrund rutschig ist, ist es nicht ganz ungefährlich, einige holen sich Abschürfungen, ich komme mit einem blauen Fleck davon. Zum Schluss – als Höhepunkt der Aktion – taucht man von außen in eine Höhle, schwimmt dann ein paar Meter in der Höhle und taucht an einer anderen Stelle wieder ins Freie. Das ist nicht weiter gefährlich, weil man fast immer den Kopf über Wasser hat und auch genügend Licht von außen vorhanden ist – aber man hat irgendwie ein komisches Gefühl – das ist der Kick dabei. Fast alle sind  total begeistert. Der Rückweg zum Hostal ist ein angenehmer Spaziergang am Fluss.

Am Nachmittag kommt es zu einer Höhlen-Erfahrung der besonderen Art. Zum Eingang zu den Grutas K’anba sind es vom Hostal aus nur 5 Minuten zu Fuß. Die Höhle wird nur in Badebekleidung begangen. Am Eingang bekommt jeder der Besucher eine Wachskerze in die Hand gedrückt. Die etwa 20 Teilnehmer bilden eine Reihe, mehr Platz ist nicht da. Erst ist das Wasser knietief, langsam wird es tiefer, irgendwann muss man schwimmen. Dabei muss man darauf achten, dass die Kerze nicht verlischt. Die Höhle selbst ist nicht allzu hoch und nur ein paar Meter breit. Manchmal wird es auch richtig eng. Die Strömung ist nicht allzu stark und mit der Zeit wird es kühl. Die Wassertiefe wechselt ständig. Es geht Leitern hoch und runter und einen kleinen Wasserfall bergauf. Danach brennt nur noch die Hälfte der Kerzen, mit etwas Geduld bekommt man aber den Docht trocken und die Kerze brennt wieder. Gelegentlich sieht man mal eine Fledermaus. Es gibt auch Stalagmiten und Stalaktiten aber das interessiert keinen. Unter Wasser sind manchmal Felsen, da muss man etwas vorsichtig sein. Am Ende des Tunnels hat man Gelegenheit aus ca. 2 m Höhe in einen dunklen Pool zu springen. Der Guide weist einem mit der Taschenlampe den Weg, sonst würde keiner springen. Dann geht es den gleichen Weg zurück, es dauert eine Weile, bis die Leute alle durchgekommen sind.

Zum Abschluss des Tages ist noch eine halbe Stunde „Tubing“ angesagt. Man setzt sich in einen Autoreifen, treibt langsam den Fluss hinunter und lässt die Uferlandschaft und die Geräusche des Dschungels auf sich wirken. Auch die Rückfahrt auf dem Pick-up nach Lanquin ist angenehm obwohl es schon fast dunkel ist. In der Höhle und beim Tubing konnte ich leider keine Fotos machen. Alles in allem ein gelungener Tag

#028 Semuc Champey, GT – http://goo.gl/maps/KMWGJ

Blick auf Flores

Blick auf Flores

Willkommen Guatemala!

Ein paar grundsätzliche Informationen zu Guatemala sind hier zu finden: http://de.wikipedia.org/wiki/Guatemala

Nicht geschrieben steht hier, dass Guatemala sieben Familien gehört. Entsprechend ist die Haltung der oft sehr armen Bevölkerung. Sie erwarten für sich keinen Reichtum oder eine vernünftige Regierung aber sie versuchen, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Dazu gehört Familie, Freundschaft und Solidarität und etwas Freundlichkeit und Verständnis gegenüber Fremden.

Nach einem kurzen Stopp in Belize-City bringt mich der Bus nach Flores. Hier scheint die Welt in Ordnung zu sein, zwar ist alles sehr touristisch aber ich fühle mich auf Anhieb wohl. Flores ist eine kleine Insel im Lago de Petèn Itzà, die bis 1697 wegen iher geographischen Lage von den Mayas gegen die Übernahme durch die Spanier verteidigt werden konnte. Zu Fuß ist das Inselchen schnell zu umrunden – ein Mekka des Tourismus. Ich habe ein schönes Hotel mit Seeblick und kleiner Terrasse. Das Internet ist wesentlich langsamer als in Mexiko aber wen stört’s? Die Hauptattraktion in der Nähe ist Tikal, die alte Mayastadt. Tikal ist wesentlich größer als die Maya-Städte in Mexiko und längst nicht alles ist erforscht und ausgegraben. Ich lasse mich zur Sonnenaufgangs-Tour ab 03.00 Uhr morgens überreden, man denkt ja immer, man verpasst etwas. Auf Flores ist der Himmel noch sternenklar aber im Dschungel ist es neblig. Der Sonnenaufgang findet trotzdem statt, allerdings hinter der Nebelwand. Es hätte gereicht, die Besichtigung um 08.00 Uhr zu beginnen. Man müsste immer noch früh genug aufstehen, denn die Fahrt von Flores nach Tikal dauert 1 ½ Stunden. Bei der Besichtigung fällt mir auf, dass ich tempel- und ruinenmüde bin. Aber die Ruinen liegen mitten im Regenwald und man sieht erstaunlich viele Tiere. Ab 10.00 Uhr scheint auch hier die Sonne. Tucane und Papageien und ein paar Brüllaffen sind leider außerhalb des Zoom-Bereiches meiner Kamera. Und der Dschungel selbst ist schon beeindruckend.

#027 Flores – http://goo.gl/maps/4rnBw
#027 Tikal – http://goo.gl/maps/GPhIb

Das war Mexico…

Mein spektakulärstes Mexico-Bild

Mein spektakulärstes Mexico-Bild

Meine letzte Woche in Mexiko ist ebenfalls wie im Fluge vergangen. Von Rio Lagartos aus habe ich eine Bootstour auf der Lagune zu den Rosa-Flamingos gemacht. Es war ganz in Ordnung aber nicht umwerfend. Aber ein paar schöne Flamingo-Bilder sind dabei herausgekommen. Cancun bot das erwartete Touristenchaos. In der Hotel-Zone kommt man nur an wenigen öffentlichen Zugängen an den Strand, es sei denn man schummelt sich an irgendeiner Hotel-Rezeption vorbei. Hier möchte ich nicht Urlaub machen. Aber das Meer ist wunderbar türkisfarben. Meine Katamaran-Tour war auch ziemlich daneben, da wegen etwas mehr Wind als gewöhnlich alle Aktivitäten im Wasser abgesagt wurden. Es war also nichts mit Schnorcheln, Schwimmen mit einem Katzenhai und einem Drachenflug am Boot. Wegen des Schnorchelns bin ich eigentlich nur mitgefahren, ob ich den Drachenflug gemacht hätte, weiß ich nicht. In Playa del Carmen erwartete mich dann der gleiche Touristen-Trubel, hier konnte man aber wenigstens überall an den Strand. Ich habe mich nur mal umgeschaut und bin gleich weitergefahren. Wegen dieser Erfahrungen habe ich auf Cozumel verzichtet und bin gleich am nächsten Tag Mitglied der Besucherkolonne in Tulum geworden. Schöne Tempel, leider viel zu viel Leute. In der Grenzstadt Chetumal war sonntags ab 18.00 Uhr auch im Stadtzentrum fast alles geschlossen – obwohl das die Hauptstadt des Bundesstaates Quintana Roo ist. Aber dort haben sie ein sehr interessantes Maya-Museum.

Alles in allem ist Mexiko ein wunderbares Reiseland und ich hatte hier eine traumhafte Zeit. Tapachula, Tlaxcala, El Tajin und Coatepec standen eigentlich noch auf meiner Wunschliste, vielleicht klappt es beim nächsten Mal. Nun heißt es für mich: “Adios Mexico, bienvenidos a Guatemala“

#026 Das war Mexico…

Warten auf Kundschaft

Warten auf Kundschaft

Von Pisté nach Valladolid braucht der Bus nicht mal eine Stunde. Um die Mittagszeit bin  ich an der Busstation in „Valla“. Die beiden Übernachtungsempfehlungen des „Lonely Planet“ sind nur ein paar Gehminuten entfernt. Als erstes versuche ich es im „Hostal Los Frailes“ und frage nach einem „Private room“. Man bietet mir für 320 Pesos ein unfreundliches, dunkles Loch, ziemlich unaufgeräumt und heruntergekommen an. Alles sieht liederlich aus, ins Bad schaue ich gar nicht erst. Aber gut, es ist eben ein Hostal. Die nächste LP-Empfehlung ist „Hotel Tunich-Beh“. Die Räume sind hier zwar auch etwas dunkel aber sehr groß und auch sonst ist alles sauber und ordentlich. Auch das Bad ist in Ordnung. Nur der Preis ist mit 600 Pesos (=36 EUR) pro Nacht für mexikanische Verhältnisse total überzogen. Preisverhandlungen sind nicht möglich. Wieder einmal mache ich die Erfahrung, dass die im „Lonely Planet“ gelisteten Unterkünfte aus verschiedenen Gründen nicht immer empfehlenswert sind. Im Tunich versuche ich noch meinen Rucksack für die weitere Quartiersuche unterzustellen – keine Chance. Letztlich finde ich ein nettes Hotel zwei Blocks von der Plaza entfernt für exakt den gleichen Preis wie im Hostal, nämlich 320 Pesos, also rund 20 EUR, pro Nacht – nur, dass hier alles in Ordnung ist.

Ich sehe mich noch in der Stadt um, alles ist klein und beschaulich und gut zu Fuß zu erreichen. Auch der Cenote Zaci, ganz in der Nähe des Stadtzentrums statte ich noch einen Besuch ab.

Am nächsten Morgen fahre ich nach Ek Balam, einer schönen, kleinen Maya- Stätte. Ek Balam liegt 17 km von Valladolid entfernt, man muss ein Taxi nehmen. Ich bin schon um 09.00 Uhr da und fast allein auf dem Gelände, es ist noch nicht so warm, total angenehm. Die ersten Tour-Busse treffen erst gegen 11.00 Uhr ein, da bin ich mit der Besichtigung schon fast fertig. Die Anlage liegt mitten im Busch, allerdings ist es wirklich Busch mit Sträuchern und kein Regenwald. Von hier aus kann man mit dem Fahrrad, der Motor-Rikscha oder zu Fuß die 1,5 km entfernte Cenote X’Canchè besuchen. Ich entscheide mich, zu laufen und werde mit einem tollen Schnappschuss eines schönen bunten Vogels belohnt. Das Bad im Kalksteinloch ist erfrischend. Obwohl Ek Balam inzwischen gut besucht ist, kommen erstaunlich wenige Leute hierher und wenn, dann haben sie meistens keine Badesachen mit oder müssen gleich wieder zurück zu ihrem Bus.

Als ich wieder zurück nach Valladolid fahren möchte, erwartet mich eine böse Überraschung. Es ist nur ein Taxi da und der Fahrer fährt mich nicht alleine, ich muss warten bis vier andere Leute kommen, so läuft das Geschäft. Was bleibt mir übrig, ich setze mich an den Ausgang der Tempel und spreche die Leute an, ob sie vielleicht auch mit dem Taxi nach Valladolid wollen. Aber es kommen nur Gruppen mit eigenem Bus oder Leute die irgendwo anders hinwollen. Irgendwann treffe ich auf eine australische Familie, die mich mit ihrem Fahrzeug mitnimmt. Die Familie,  d.h. Vater, Mutter und zwei Töchter (15 und 22), kommt aus dem Großraum von Brisbane und befindet sich auf Weltreise. Sie sind schon ein Jahr unterwegs, bleiben aber immer ganz lange am gleichen Ort. Zurzeit leben sie seit sechs Wochen in Merida. Die Mädchen haben Schule und Studium auf unbestimmte Zeit ausgesetzt – in Australien ist das möglich. Der Vater heißt Ferris und ist so etwas wie ein Seelendoktor (shrink). Sie waren auch lange Zeit in Indien und haben sogar beim Dalai Lama persönlich einen spirituellen Kurs gemacht. Ich bin über die Lebenskonzepte und Lebensläufe einiger Menschen, denen ich begegne, immer wieder aufs Neue erstaunt.

Jedenfalls bin ich wieder in Valladolid, eigentlich wollte ich noch die Cenoten Dzitnup und Samulà besuchen aber dazu ist es nun etwas zu spät. Dazu komme ich nun nicht mehr, denn für morgen früh habe ich schon die Fahrkarte nach Rio Lagartos in der Tasche.  Aber ich genieße den Rest des Nachmittags auf der Plaza und beobachte die Leute. Mir gegenüber liest ein Luftballon-Verkäufer ein Buch. Es handelt sich um: „Als Gott Harley Davidson fuhr“ von Joan Brady. Der Inhalt der Fabel wird bei amazon.de wie folgt beschrieben:

Mit 37 Jahren befindet sich die Krankenschwester Christine Moore an einem Tiefpunkt in ihrem Leben: Unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation und frustriert in ihrem privaten Leben verzweifelt sie an sich selbst. In dieser Krise trifft sie den geheimnisvollen Motorradfahrer Joe, in dessen Person sie eine Begegnung mit „Gott“, der „Höheren Macht“ erlebt. Mit zeitgemäßen Geboten weist er Christine den Weg zu einem glücklicheren Leben. Sie findet schließlich zu einem erfüllten Sein voller innerer Kraft und Zufriedenheit.“

Ist schon nicht schlecht für einen Luftballon-Verkäufer. Erst vor ein paar Tagen hat mir ein Student der englischen Literatur erzählt, dass in Mexiko nur relativ wenig gelesen wird, im Durchschnitt ein Buch pro Jahr und Einwohner.

Ich beende den Tag mit einem wunderbaren Essen in einem kleinen Straßenrestaurant in der Nähe meines Hotels.

#025 Valladolid, MX – http://goo.gl/maps/pwhcK

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