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Panama-Kanal - Einfahrt in die Miraflores-Schleuse

Panama-Kanal – Einfahrt in die Miraflores-Schleuse

Wer Panama hört, denkt mit Recht vor allen an den Kanal  und die ausgeflaggten  Handelsschiffe aus Westeuropa und den USA und neuerdings an Offshore-Banking.

Panama-City ist die Stadt der Gegensätze. Das moderne Geschäftsviertel und die Nobelviertel stehen in krassem Gegensatz zu den teilweise heruntergekommenen Gegenden, in denen der größte Teil  der ca. 500.000 Einwohner lebt. Ich finde ein Hotel etwas außerhalb der City in Richtung Kanal. Es ist hier viel ruhiger, außerdem ist Frühstück, Küchennutzung und eine überdachte Gartenterrasse mit dabei. Um in die Stadt zu kommen, muss ich mit dem Bus fahren. Das Bus-System erscheint einem chaotisch. Alle Busse treffen sich irgendwie am Albrook-Terminal, auch nur Terminal genannt. Von hier aus kann man mit den recht modernen Metrobussen eigentlich jeden Punkt der Stadt gut erreichen. Aber man braucht eine aufladbare Karte zum Bezahlen. Mit etwas Glück bekommt man am Schluss die Leihgebühr für die Karte zurück. Das System setzt voraus, dass man seine Karte ein Leben lang behält, weil die Preise etwas niedriger sind – 25  US-Cent pro Fahrt, sonst 30 Cent. Der Terminal ist eine riesige zweistöckige Halle, von der aus nationale und  internationale Routen bedient werden. Hier fahren jede Menge alte US-amerikanische Schulbusse ab. Manche haben noch die uralte Beschriftung des US-TÜVs oder die Schulordnung angeklebt. Von außen sind sie manchmal noch Original, meistens aber phantasievoll umlackiert.

Das ist übrigens überall in Zentralamerika so, die alten amerikanischen Schulbusse werden hier noch jahrelang als Transportmittel benutzt. In Nikaragua war einmal das Bodenblech so durchgerottet, dass man die Straße sehen konnte, Machte aber nichts, kam ein Holzbrett drauf, das hält noch ein paar Jahre, bis mal einer durchbricht.

Um im Terminal in den Abfahrtsbereich zu gelangen, benötigt man wieder eine andere Karte – auch aufladbar, auch mit Pfand – man kann aber die Leute einfach mal fragen, ob sie einem den Zugang ermöglichen und gibt ihnen dann 10 Cent, das funktioniert immer.

Das Seltsame in Panama-City ist:  Für die Stadt- und Vorortbusse gibt’s keine Fahrpläne, keine Busnummern, keine Routenpläne. Wenn der Bus voll ist, fährt der Fahrer los. Als Ortsfremder muss man immer wieder fragen. Aber wenigstens fahren die Busse am Terminal immer an der gleichen Stelle ab. In China war die Orientierung einfacher, man konnte zwar nicht fragen aber es gab Netzpläne und die Busse hatten Nummern.  Aber auch in Panama –City bin ich überall hin – und wieder zurückgekommen. Und ohne große Wartezeiten. Es funktioniert also. Taxis sind auch genug da und sie sind auch erschwinglich. Eine Stadtfahrt kostet zwischen 2 und 3 USD.

Die offizielle Währung Panamas ist der US-Dollar. Die nationale Währung, der Balboa, existiert nur als Münze und wird als Wechselgeld benötigt. Balboa -Geldscheine gibt es nicht.

Die Hauptstraße der City und damit die Einkaufsstraße für den etwas ärmeren Teil der Bevölkerung ist die endlos lange  Avenida Central.  Hier ist von morgens bis abends Betrieb, auch Straßenhändler  sind in Massen vertreten und machen das Straßenbild bunt. In westlicher Richtung endet die Avenida. Central in der Altstadt – im Casco Viejo. Hier finden schon seit ein paar Jahren umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt, das ganze Viertel ist eine Baustelle. Obwohl der „Lonely Planet“ es empfiehlt – hier möchte ich nicht wohnen. Die schon sanierten Gebäude beherbergen Hotels, Restaurants, Boutiquen und Galerien, staatliche Einrichtungen und Büros. Viele Panamesen wohnen hier nicht.  In ein paar Jahren, wenn das Viertel fertig gestellt ist, wird wahrscheinlich alles unbezahlbar sein.

Auch dem Geschäfts- und Bankenviertel statte ich einen Besuch ab, es sieht hier aus, wie überall in der Welt.  Zwischen den Hochhäusern gibt’s riesige Einkaufszentren, die aber wenig besucht sind. Für den Normalbürger ist hier alles viel zu teuer.

Ein „Muss“ ist der Besuch der Miraflores-Kanalschleuse von 1913. Das Besucherzentrum hat eine Aussichtsplattform, von wo aus man die Passagen der Schiffe beobachten kann. Da Konvois zusammengestellt werden, gibt es da manchmal Wartezeiten aber zwischendurch kann  man ein schönes 10-Minuten-Video über den Kanal anschauen und eine umfangreiche Ausstellung zur Geschichte und zur Gegenwart und Zukunft des Kanals besichtigen. Mich beeindrucken besonders die Bilder und Videos aus der Zeit des Kanalbaus, die Technik und die Arbeitsmethoden. Im nächsten Jahr, wenn der 100. Jahrestag der Einweihung des Kanals begangen wird, werden auch die  neuen Schleusen in Betrieb genommen. Damit entsteht eine neue Dimension auch für den Schiffbau, denn bisher haben die Abmaße der Panama-Kanal-Schleusen die Länge der Schiffe auf  ca. 303 m und die Breite auf ca. 31 m begrenzt.

Der Kanal ist 80 km lang und hat drei mehrstufige Schleusensysteme, die während der Passage die Schiffe um 28 m anheben und auf der anderen Seite wieder absenken.

In meinem Hotel wohnt ein Aussie (59), der im Casco Viejo ein sanierungsbedürftiges Grundstück gekauft hat und das Gebäude zu einem Hostal ausbauen (lassen) wird.  Angeblich preiswert – für junge Leute. Ich frage ihn, warum er das gerade in Panama-City macht. Die Antwort: Ihm gefällt die Stadt und die Arbeitsstunde kostet ihn zwischen 2,60 und 4 USD. In dieser Größenordnung stellen sich die Blockparteien zu Hause (also die mit dem C und dem S und dem F und dem G in ihrem Namen) bekanntermaßen  auch den  flächendeckenden Mindestlohn in Deutschland vor. Von Panama kann man eben lernen.

Und noch etwas: Wer Seafood mag, sollte unbedingt im Mercado de Mariscos essen gehen. Der Markt ist vom Casco Viejo und von der Avenida Central bequem zu Fuss zu erreichen. Ein Traum!

#037 – Panama, PM  http://goo.gl/maps/1FBfY

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