Feed auf
Postings
Kommentare
Der Fußballer sitzt rechts

Der Fußballer sitzt rechts

Copan ist der Ort in Honduras mit den meisten Touristen. Sie kommen wegen der Maya-Ruinen aber auch sonst ist das Städtchen ganz nett. Die Ruinen von Copan sind einfach zu Fuß vom Stadtzentrum aus zu erreichen und vor allem wegen ihrer Skulpturen berühmt. Gleich am Eingang zu den Anlagen sind einige Folieren, wo die wunderschönen, bunten Macaw-Aras gefüttert werden. Die Papageien sind hier aufgezogen worden und man versucht, sie auszuwildern. Es sind fast alles Jungtiere, die noch einige Zeit gefüttert werden müssen. Sie drehen in Gruppen ihre Runden über den Tempelanlagen. Bei den Mayas waren die Vögel heilig, wer einen Papagei getötet hatte, wurde selber mit dem Tode bestraft.Ganz in der Nähe von Copan ist ein Vogelschutzgebiet, ein Park, in dem verletzte Tiere gepflegt und Jungtiere aufgezogen werden. Es gibt dort alle möglichen Papageiensorten aber auch Eulen und Tucane. Einige werden in Käfigen gehalten, andere fliegen frei herum. Ausgewildert werden sie alle irgendwann. Wieder andere sind so an den Menschen gewöhnt, dass sie in der Anlage bleiben müssen. Viele können sprechen oder täuschend echt z.B. Kinderlachen imitieren. Ein kleiner, grüner Papagei ruft ständig: „goal, goal, goal, goal, goal“. Angeblich war sein ehemaliger Besitzer Fußball-Fan und sein Käfig hat neben dem Fernseher gestanden.

Von Copan aus fahre ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Santa Rosa de Copan und Gracias. Hier findet man kaum Touristen, man ist im eigentlichen Honduras. An beiden Orten verbringe ich ein paar Tage. Von Gracias aus mache ich eine Landpartie und kann unterwegs eine Töpferei und eine kleine Zuckerfabrik besuchen. So wie es bei uns Sparschweine gibt, gibt es in Honduras Spargürteltiere.

Die Weiterreise mit den örtlichen Verkehrsmitteln ist anstrengend. Der Bus bringt mich nach Comayagüela, einem Stadtteil von Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras. Laut Reiseführer soll man sich hier nicht aufhalten – es ist bei Tag und Nacht zu gefährlich. Mit einem Taxi fahre ich zum Hotel Boston in der Altstadt. Eine dicke Frau um die 50 zeigt mir ein Zimmer im 1. Stock. Nie habe ich jemanden so langsam Treppen steigen sehen. Ich frage nach dem Preis und sie antwortet: „Trescientos setenta y cinco“ – soll heißen 375 Lempiras. Das Zimmer und die Toilette sind soweit sauber, das Bett ist in Ordnung aber Internet gibt’s nicht, ich frage nach einem Preisnachlass. Sie antwortet: 375. Dann frage ich, ob der Kaffee im Preis eingeschlossen ist. Antwort: 375. Gibt es einen Schlüssel für die Haustür? 375! Und wo ist der Parque Central oder die Kathedrale? 375! Endlich nicke ich und sie überreicht mir den Zimmerschlüssel. Dann fragt sie, wie viele Nächte ich bleibe. Ohne lange zu überlegen antworte ich: „Trescientos setenta y cinco“. Nun muss sie doch lachen und ich auch.

Am nächsten Morgen ist eine andere Frau an der Rezeption, sie geht mit dem Preis sofort auf 300 Lempiras pro Nacht herunter, das sind rund 12 EUR. Kaffee und Kekse sind im Zimmerpreis enthalten. Ich bezahle sofort meine beiden Nächte.

Bisher waren die Hotels nirgends so preiswert und so gut wie in Honduras. In Copan und Gracias  waren noch Dachterrassen mit Hängematte und Küchennutzung und ein wunderbarer Blick in die Landschaft dabei. Nur mit dem Internet wollte es nicht klappen. War dann schon mal eine gute Verbindung da, war der Strom weg.

Zwei Tage lang wandere ich durch die Altstadt von Tegucigalpa und die Stadtteile Comayagüela und Palmira. Comayagüela ist ein riesiger Marktplatz und Palmira ist das etwas bessere Viertel. Abseits der Hauptstraßen ist es nicht immer einfach sich zurechtzufinden, denn die Straßen sind nicht beschildert. Man muss sich an Kirchen und Plätzen und an dem völlig verschmutzten Fluss, der durch die Stadt fließt oder an den Bergen der Umgebung orientieren. Die Häuser der Stadt sind größtenteils renovierungsbedürftig aber alles hat seinen eigenen Charme. Wie in den meisten Erdbebengebieten laufen die Elektrokabel und die entsprechenden Verteilungen oberirdisch.  Zu jeder Tageszeit ist die Altstadt rund um den Parque Central und die Kathedrale voll mit Menschen. In der Nähe sind auf der Flaniermeile auch alle internationalen und nationalen Fastfood-Ketten angesiedelt. In der Kathedrale ruhe mich etwas aus und beobachte, wie fünf Arbeiter versuchen, ein Bild vom neuen Papst aufzuhängen. Es wird viel diskutiert und dauert seine Zeit. Auf einem anderen Platz informieren die Bauern von Honduras über die Untaten der Milizen der Latifundistas und sammeln Geld. Hier haben Vertreibungen und Gewalttaten stattgefunden. Wieder woanders werden kostenfrei  Blutdruck und Cholesterin-Gehalt gemessen, hier bilden sich lange Schlangen. Überall auf der Plaza wird Musik gemacht, wenn man sich günstig positioniert, kann man drei Veranstaltungen gleichzeitig verfolgen. Hinzu kommen die Wanderprediger mit ihren Lautsprechern. Die Stadt ist fürchterlich laut und quirlig. Es gibt ziemlich viele Bettler. Obwohl Tegucigalpa ja so ein „heißes Pflaster“ ist, habe ich mich zu keiner Zeit verunsichert gefühlt oder bin irgendwie bedrängt worden.

#034 Honduras – http://goo.gl/maps/DEg0p
#034 Copan, HN – http://goo.gl/maps/XpQGt

Kommentar abgeben