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Der Eingang zur Höhle

Der Eingang zur Höhle

Zu Silvester mache ich von Taxco aus eine Tagestour zum Parque Nacional Grutas de Cacahuamilpa. Hauptattraktion ist das 1,2 km lange Höhlensystem mit Kammern bis zu 80m Höhe und allem, was sonst noch so zu einer Höhle gehört, also natürlich diese Dinger, die von unten nach oben wachsen und umgekehrt. Ähnliches habe ich recht oft gesehen aber es ist immer wieder eindrucksvoll. Die Führung ist ausschließlich in Spanisch, was aber nicht stört. Die geologischen Einzelheiten hätte ich so und so gleich wieder vergessen.

Wer schon einmal im Park ist, sollte auch zum Rio Dos Bocas, dem Fluss mit den zwei Mündern, herunter laufen. Ein kleines Stück wilder Landschaft im Tal. Hier werden Touren mit dem Schlauchboot angeboten, ein „white water rafting“ im Kleinformat. Einer der Bootsleute erzählt mir, dass er seit 13 Jahren im Sommer zur Ernte von Kohl und anderem Gemüse nach Tacoma / Washington fährt. Ich frage ihn nach der „green card“, er sagt, er braucht nichts weiter als ein Visum. (ha,ha) Der Patron in Tacoma, ein Italiener, bezahlt Hungerlöhne aber er bekommt immer noch siebenmal mehr für die gleiche Arbeit als in Mexiko. Irgendwo anders hatte ich es schon mal, dass ganz offen über Schwarzarbeit geredet wurde. Offiziell leben 12 Millionen Mexikaner in den USA, hierzu gibt es aber sehr unterschiedliche Angaben. Noch mal 2,5 – 3 Millionen illegale Einwanderer kommen dazu.

Gegen 17.00 Uhr bin ich zurück in Taxco, ich gehe sofort etwas Nahrung fassen, denn ab 18.00 Uhr ist alles geschlossen. Man geht nach Hause, isst und trinkt gut und verbringt den Jahreswechsel mit der Familie. Die Familie hat eine große Bedeutung in Mexiko, was mir überall aufgefallen ist – Kinder dürfen alles… wirklich alles. Die Plaza ist nicht verwaist aber doch recht leer – die Touristen, die hier kein zu Hause haben, bevölkern die wenigen offenen Restaurants. Aber die Mariachis, die Straßenmusiker, sind noch aktiv.

Ich lande irgendwann in Bertha’s Bar für einen Drink. Bertha existiert hier nur noch als Foto an der Wand, jetzt steht Miguel hinter dem Tresen. Wie es sich für einen Barmann gehört, offeriert er mir den Drink des Hauses: Eis, Limettensaft, Honig, Tequila und Mineralwasser. Miguel ist großzügig mit dem Tequila, der Drink schmeckt ausgezeichnet. Er ist etwa um die 50, erklärt mir, dass die Bar um 21.00 Uhr schließt, schließlich will er ja mit seiner Familie den Jahreswechsel feiern. Ich sitze noch etwas und beobachte, was die Mexikaner so trinken. Beliebtester Drink ist Eis mit Mineralwasser, ein Schuss Maggi-Würze, ein Schuss Tabasco, ein Schuss Worcester-Sauce und etwas Limettensaft. Gut vermischt wird es dann mit Bier aufgefüllt. Ich probiere es lieber nicht und genehmige mir noch einen „Bertha’s“, so heißt mein Gemisch. Mit der Zeit lerne ich Miguels Kumpels kennen, die alle auf einen Drink vorbeikommen und ihm ein „feliz año” wünschen. Dann folgen Handschlag, Faust an Faust, Umarmung mit Schulterklopfen und ab geht’s nach Hause. Da ich der Einzige mit am Tresen bin, bin ich bei jeder Umarmung mit dabei. Guter alter Brauch unter Männern. Pünktlich um 21.00 Uhr werden die Stühle hochgestellt, wir umarmen uns nochmal und ich sitze wieder auf der Plaza. Damit ist für mich die Party vorbei, ich gehe in mein Hotel und lese im Internet, wieviele Feuerwehreinsätze in der Silvesternacht in Berlin waren. Hochinteressant. Kurz vor Mitternacht laufe ich nochmal auf die Plaza, aber ich bin fast der Einzige. Geböllert wird nur irgendwo ganz weit weg.

#015 Grutas de Cacahuamilpa – http://goo.gl/maps/8VVe3

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