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Blanca bei der Entnahme des 80%igen Stoffes

Blanca bei der Entnahme des 80%igen Stoffes

Die Tequila-Gruppe ist ganz anders. Zwei junge Männer sind aus Peru, der Rest sind Mexikaner aus ganz verschiedenen Gegenden. Alle Altersklassen sind dabei. Und ich. Alle sind lustig und gut drauf. Ein großer Teil der jüngeren Leute studiert irgendwo irgendwas und spricht englisch. Tour guide ist Blanca, Mitte bis Ende 20, gut proportioniert, auch dort, wo es nicht unbedingt so günstig ist. Sie macht die ganze Zeit Witze, die Mexikaner lachen ohne Ende. Sie selbst lacht tief, laut und glucksend aber irgendwie passt es zu ihr. Die weltbeste Fußballmannschaft ist natürlich das Team aus Guadalajara. Sie macht auch immer wieder Späße mit dem Fahrer, genannt Chico. Also z.B. so etwas: „Hier links beginnt die Gegend, wo besonders die reichen Leute wie Künstler, Schauspieler und Politiker wohnen. Und Chico wohnt auch dort“. Sie erzählt mir, dass Chico ihr Bruder ist und er heute einen freien Tag nehmen musste. Die beiden arbeiten normalerweise 8 Monate am Stück sieben Tage die Woche. Ein paar freie Tage gibt’s zu Weihnachten, zu Ostern, am Nationalfeiertag und in der Regenzeit, wenn keine Touris kommen. Und im Oktober geht’s wieder los – Tag für Tag auf Tequila-Tour, Tag für Tag Tequila trinken. Ich habe später darauf geachtet – sie hat nur einen einzigen getrunken. Blanca zeigt uns auch die Klinik, wo die Mexikanerinnen zum Abnehmen hinkommen, für 4000 Pesos (240 EUR) pro Nacht. Dünnhungern mit Heidi Klum auf mexikanisch. Und sie vergisst nicht zu sagen, dass diese Frauen nach vier Wochen dann genau so aussehen wie sie jetzt…. (alles johlt)! Bei ihr liegt es angeblich an den Taco’s, die sie so mag. Die Gespräche mit ihr sind lustig, sie sagt mir die drei Sätze, die ich in Mexiko unbedingt wissen muss: Otra cerveza, por favor. ¿Dónde están los baños? und Tengo hambre. Die ersten beiden kannte ich aber schon. Chico fährt genau bis zur Destille und mir wird klar, warum ein zweiter Fahrer mitgekommen ist. Während wir die Agavenfelder besichtigen und etwas über die Produktionsabläufe erfahren, wird er sich die Rübe zuschütten, denn die Verkostung ist frei. Nun wissen alle alles über die Tequila-Herstellung (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Tequila ) und sind endlich auch mit dem Verkosten an der Reihe. Vier verschiedene Sorten, einige in Fässern aus „weißem Eichenholz“ gelagert. Und dann noch mal von vorn. Noch einen? Na sicher! Die Gesellschaft wird immer lustiger. Einige kaufen ganz schön ein. Mit einem Pärchen, das vier Flaschen in der Tasche hat, mache ich den Spaß mit dem „guide dog“ den es normalerweise „for free“ dazu gibt. Sie können darüber lachen. Chico lallt und hat Koordinationsschwierigkeiten. Irgendwann sitzen wir wieder im Bus und für alle ist die Welt schön. Die Gesellschaft singt laut und ist mit sich beschäftigt, so dass Blanca nicht viel zu tun hat. Die ganze Gegend lebt von der Tequila-Produktion. Wir stoppen in einem Ort – wie sollte der anders heißen als „Tequila“. Plaza, Kirche, Shops, Restaurants – eben das Übliche. Wir haben eine Stunde Zeit und ich besuche das örtliche Tequila-Museum. Sie produzieren u.a. auch eine Salbe gegen Arthritis. Der Bus bringt uns zum gebuchten Restaurant. Diesmal ist es eine gute Wahl, man hat von hier aus einen traumhaften Blick ins Tal. Ich sitze mit zwei jungen Frauen (22 und 24) am Tisch und wir erzählen uns einen Schlag aus der Jugend. Sie helfen mir bei der Auswahl des Menüs, diesmal ist es nicht zu viel und außerdem noch preiswert. Inzwischen schläft Chico im Bus den Schlaf der Gerechten. Aber rechtzeitig zur Tequila-Likör-Verkostung ist er wieder auf den Beinen. Blanca schenkt die acht Likörsorten aus, in dem Store steht sie (wie jeden Tag) hinter der Theke. Die Schnäpse haben einen Alkoholgehalt zwischen 5% und 20%. Einer wird mit einer bestimmten mexikanischen Blüte versetzt und soll aphrodisierend wirken. Ich sage Blanca, dass ich das nicht brauche und sie auch so sexy finde. Sie bedankt sich mit ihren tiefen Lachen. Und wieder läuft der Umsatz des Ladens, ich bin nicht mit den ärmsten Mexikanern unterwegs. Aus welchen Gründen auch immer ist vor dem Store ein gesatteltes Pferd angebunden, wahrscheinlich reitet der Ladenbesitzer abends damit nach Hause. Chico versucht jetzt, das Tier zu besteigen. Der Gaul hat eine Engelsgeduld, zwei Leute helfen ihm letztendlich hoch. Beinahe fällt er auf der anderen Seite gleich wieder herunter aber irgendwann sitzt er. Abschiedsfoto, noch ein Likörchen und das war’s dann. Die Rückfahrt dauert zwei Stunden, weil die Straßen voll sind – es ist Freitagabend. Die meisten Leute schlafen. Um 19.00 Uhr sitze ich wieder auf der Plaza de Armas und höre Musik. Die Welt ist immer noch schön.

1 Kommentar auf “Meine Tequila-Tour – 23.11.2012”

  1. MJ sagt:

    Lieber ReiseOpa
    Durch einen Super-Geheim-Tipp durfte ich auch Deine Berichte lesen – so auch diesen hier. Eingentlich wollte ich gar nichts posten aber ich muss dir einfach mal schreiben wie toll sich deine Artikel lesen. Sonst weißt Du es ja vielleicht gar nicht. Es kommt nicht selten vor, dass ich meiner Verliebten Stellen daraus vorlese weil es einfach zu schade ist, sie nur zu lesen. Das muss geteilt werden.

    Als wäre man dabei 😉 wir freuen uns hier schon auf die nächsten Berichte!

    Liebe Grüße, MJ

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